Die Produktionsgeschichte von Der dunkle Turm gleicht einem Debakel, das Endprodukt war zum flogen verurteilt und der Aufschrei unter King-Fans war riesig. Daher ist es keine Überraschung, dass auch die Kritiken alles andere als wohlwollend oder positiv waren, doch werden sie dem Endprodukt nicht gerecht. Als Nicht-Romankenner wird natürlich direkt klar, dass die Buchreihe von Stephen King unmöglich nur 100 Seiten haben kann (mehr hat man auf 88 Minuten wahrscheinlich auch nicht verfilmt), aber als Film funktioniert Der dunkle Turm und das lässt sich nicht abstreiten.
Gestartet im Sommer diesen Jahres bedient er nämlich alle Klischees um als unterhaltsamer Popcorn-Blockbuster durchzugehen, wobei sich die knackige Laufzeit ebenfalls als positiver Punkt herausstellt. Der dunkle Turm rast durch seine Geschichte mit einem Affentempo und hat überhaupt keine Zeit für Ballast. Natürlich bleiben Charaktere und Schicksale auf der Strecke, man wird blind in die Welten geworfen und die Komplexität der Romanvorlage wird auf Minimum reduziert. Die Weichen sind auf Gut gegen Böse gestellt, Matthew McConaughey läuft und sabbert mit gestellter Coolness oft durchs Bild, Idris Elba spielt auf Sparflamme und feuert aus allen Rohren und genau dann, wenn man denkt, dass es richtig losgeht, huscht das Finale flott über die Bühne und der Abspann setzt ein.
Natürlich kann man das als Beleidigung abstempeln und zurecht hassen, doch gerade in Zeiten, indem jede „epische“ Geschichte eines Franchises mit heftiger Überlänge inszeniert wird (Star Wars, Marvel), tut es auf eigenartige Art und Weise auch mal gut, eine Narration so exakt auf den Punkt serviert zu bekommen. Ohne zu viele Charaktere, ohne Subplots und ohne Scheinintelligenz. Hier bekommen wir eine Fantasy-Action-Suppe serviert, die schnell zu konsumieren ist und noch dazu zwei tolle dynamische Actionszenen bietet. Und genau mit dieser Attitüde kann Der dunkle Turm großen Spaß bereiten und tut es auch.
2017 war das Jahr der King-Verfilmungen und nach Kinostart von „ES“ wurde in nahezu jeder Kritik ein Vergleich zum dunklen Turm hergestellt. Meistens jedoch nur um „ES“ in jenem Vergleich besser zu besprechen. Doch gerade hier muss einfach gesagt werden, dass Der dunkle Turm eben genau weiß was er ist und sein will. Anspruchsloses Popcorn-Kino, das eine kleine Geschichte erzählen will und es auch absolut solide tut. Das ist keine große Kunst, aber gesundes Handwerk, welches ein Mal wunderbar funktioniert.
Die Bildrechte obliegen dem Verleih ©Sony Pictures
2 comments
Ich sehe das genau wie du. Da ich ohne Vorwissen den Film geschaut habe, hat er mich sehr gut unterhalten. Ich verstehe aber, wenn Fans der literarischen Vorlage enttäuscht, aber ist das nicht immer so?
https://meinekritiken.com/2017/08/12/film-der-dunkle-turm-2017/
Ja, aber Buch ist ja nicht gleich Film, deswegen ist es doch gerade schön, wenn ein Film andere Wege einschlägt!