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Der König der Löwen KRITIK

Der König der Löwen

von Sean Theumer

Es wird immer gängiger im Videospielsektor alte Klassiker für die neue Konsolengeneration zu remastern. Aufgepimpte Grafik, besserer Sound und doch gleichbleibende Nostalgie. Das kann in wenigen Fällen funktionieren, doch läuft öfter auf die Erkenntnis hinaus, dass es schöner ist gleichzeitig seine alte Konsole mit gleichem Spiel anzuschmeißen.

Disney läuft mittlerweile seit Jahren im langweiligen Autopilot und lässt längst vergessen, dass Sie einst die Produktionsschmiede war die in unserer Kindheit unvergessliche Momente geschaffen hat. Sei es die wundervolle Maxime alles gemütlich zu probieren, ein fliegender Elefant, naschende Hunde bei einem Italiener oder Timon und Pumba mit ihrer Lebenseinstellung alle Sorgen über Bord zu werfen. Und wie quetscht man am meisten Geld aus Leuten denen das gefällt? Man macht diese Filme 1:1 neu.

Damit ist Disney die letzten Jahre mit Die Schöne und das Biest, The Jungle Book und kürzlich Aladdin äußerst erfolgreich im Box Office angekommen, doch ihre Filme waren allesamt ekelhaft digitale und seelenlose Produzentenfilme, die in ihrer Sterilität beinahe abstoßend wirkten. Der König der Löwen bietet dort einen neuen Höhepunkt. Er bildet den endgültigen kreativen Zerfall in einem der hässlichsten Filme des Jahrtausends.

Der König der Löwen Kritik

Fotorealismus heißt nicht gleichzeitig eine bessere Seherfahrung. Wie soll das auch in diesem Fall funktionieren wenn die offensichtlich animierten Löwen keinerlei Emotionen im Gesicht haben? Statt neue Impulse zu setzen, wirft Jon Favreau eher die Frage auf, wie er als Regisseur im Abspann stehen kann, weil er den gleichen Film von 1993 remastern lassen hat. Und da sollte man sich auch als Zuschauer fragen wie Leute im Kinosaal weinen und lachen um abschließend während der Credits zu sagen, dass „der Film ihrer Kindheit immer noch so wundervoll und großartig“ sei. Vielleicht weil es der gleiche Film ist den ihr vor 20 Jahren gesehen habt? Nur weitaus seelenloser, künstlicher und realistischer?

Aus visuell großartigen Einfällen und Musicalnummern werden mit grauenhaften Humor unterlegte Pflichtszenen neu animiert. Nur verkommt das zu einer Nummernrevue. Die gesamte tragische Schönheit, wenn Simba den Geist seines Vaters in den Folgen sieht, während das Gesicht seines Vaters in einem orangen Schweif glänzt, wird ersetzt. Aus dem Off erklingt hier die Stimme von Mufasa während eine kaum erkennbare Wolke von einem Gewitter immer wieder durch Blitze erschüttert wird und jene Wolke grob die Gesichtsstruktur von Mufasa hat. Diese Szene gibt es wirklich. Und es ist nur eine von vielen die den gesamten Glanz rauben.

Es wäre nun eine Heidenaufgabe alle Szenen die furchtbar sind aufzuzählen. Stattdessen belasse ich es bei einem: Ich hasse diese Film und die damit verbundene Filmpolitik von Disney. Und, dass Menschen sich so blind davon einhüllen lassen, dass die einzigen 5 Filme, die dieses Jahr eine Milliarde weltweit einnehmen, nur Comicfranchise und HD-Remasterings von Disney sind. Und dieses leblose, seelenlose, lieblose und ohne Funken Kreativität entstandene Produkt nimmt einen Platz davon ein. Manchmal ist die Welt ein grausamer Ort.

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