Platz 7: You Were Never Really Here von Lynne Ramsay
Als „Taxi Driver des 21. Jahrhunderts“ wurde das Thriller-Drama mit Joaquin Phoenix in der Hauptrolle betitelt. Eine treffendere Bezeichnung würde mir nicht einfallen. Ganz klar ist auch Lynne Ramsays neuste Regiearbeit ein Selbstläufer, der seinen Rauschzustand mit einem fiebrigen Katerzustand erwachen lässt. Innerhalb nur 90 Minuten werden wir in fantastische Bilderwelten mitgerissen, die in ihrer Metaphorik immer auf die raue Antwort der Realität warten. Dies unterstützt nicht nur Jonny Greenwoods facettenreicher Soundtrack, sondern ebenso Phoenixs physische Präsenz, die eine gänzlich kaputte Seele zu verstecken versucht.
Platz 6: Lady Bird von Greta Gerwig
Von all den Filmen dieses Jahr war Lady Bird zweifellos meine größte Überraschung. Da habe ich den Coming of Age-Film mit Saoirse Ronan mehr als unterschätzt. Es scheint, als hätte eine 17-jährige selbst das Drehbuch geschrieben und ihr Verständnis von Gefühlen und Lebenswegen mit analogen Farben inszeniert. Ronan hätte den Oscar mehr als verdient, denn mit ihrer unverfälschten Art erinnert sie unweigerlich an ihr Zeitgefühl, die erste Liebe, den Streit in engen Freundschaften, den Schulabschluss, das Springen in das kalte Wasser a.k.a. Leben. Wer sich traut sich seinen Gefühlen zu stellen, wird sie in Lady Bird wärmstens und dankend begegnen.
Platz 5: Climax von Gaspar Noé
Einen gänzlich anderen Gesellschaftsblick wirft Gaspar Noé auf seine patriotisch eingestimmte Tanzgruppe. Hierbei darf jene Party-Gesellschaft ebenso bloßgestellt werden durch die Enthüllung ihrer platten Konversationen, wie auch hypnotisch visualisiert werden. In jeder Hinsicht nimmt Climax eine beeindruckende Schöpfungshöhe an, die gleichermaßen die Handschrift von Noé gekonnt fortsetzt. Wäre das Geschehen nachhallender, hätte es der Film sogar auf eine höhere Stufe geschafft. Das soll trotz alledem nicht heißen, dass Climax kein genialer Film ist – denn verstören kann Noés neuster Film ebenso gut wie seine vorigen.