Wer uns seit geraumer Zeit liest oder den Podcast verfolgt, hat vielleicht mitbekommen, dass wir den 1961er Horrorfilm Schloss des Schreckens über alles lieben. Nicht nur weil er uns immer wieder einen extremen Schauer allein mit seiner Ouvertüre über den Rücken ja, sondern weil sich dahinter ein zutiefst intensiver Blick auf sexuelle Begierde und dem Umgang mit Traumas versteckt. Im nächsten Jahr feiert das Meisterwerk sein 60. Jubiläum. Nun haben wir ein Remake spendiert bekommen, welches Gott sei Dank nie auch nur eine Sekunde Strom vom Kinoprojektor gefressen hat. Die Besessenen ist nämlich nicht nur eine Beleidigung gegenüber des Originals, sondern auch einer der schrecklichsten Horrorfilme, die in den letzten Jahren produziert wurden.
Floria Sigismund weiß nämlich zu keiner Sekunde was sie mit ihrem Film anstellen soll. Man nehme alle schlechten Dinge die einen modernen Film ausmachen, entnehme den Subtext der sich aus der tiefen Auseinandersetzung mit dem Original ergab und setze peinliche Schauspieler in den wichtigsten Rollen ein. Und schon bekommt diesen riesigen Haufen Scheiße heraus, der in jeglicher Hinsicht bis zum Himmel stinkt. Hier geht es nicht um eine junge Gouvernante die aus der Metropole in eine Villa kommt die mit Spukgeschichten gefüllt ist und die Wahrnehmung über Realität und Wirklichkeit verliert, sondern um eine Frau die offensichtlichen Geisterspuk und Terror durchmacht.
Es gibt keine Geheimnisse, keinen doppelten Boden der sich zwischen den Zeilen erblicken lässt, sondern plumpen jumpscare-geilen Technohorror, der in einer immensen Lautstärke auf das Publikum zurollt und eine vielschichtige Narration verhindert. Allein die ersten 20 Minuten sind bereits übersättigt von lauten Tönen die über die Tonspur jagen, dass selbst der Zuschauer schon keine Lust mehr hat. Das beginnt mit dem Besuch in einem Pferdestall wo aus dem Nichts auf ein Pferd geschnitten wird, welches wiehernd laut in die Luft springt und Mackenzie Davis erschreckt. Einfach so. Der Schnitt ist hier ohnehin ein großes Manko.
Bereits auf dem Poster der DVD wird damit geworben, dass ein alternatives Ende als Bonusmaterial enthalten ist. Als wäre es ein besonderes Feature. Tatsächlich waren nach Kinostart in den USA so viele Kinogänger über das Ende empört, dass dieser Shitstorm scheinbar dazu führte, dass man dieses Extra als Entschuldigung mit zulegte. Dieses Ende habe ich nicht gesehen. Lediglich das der Kinofassung und ich muss an dieser Stelle erwähnen: Ich habe keine Ahnung worum es in dem Film geht oder was das Ende genau bedeutet. Spätestens bei der Einführung der neuen Zeitebene war ich vollends wütend und habe lieber im Schnelldurchlauf die letzten 5 Minuten geguckt, damit ich mehr Zeit für das dreckige Geschirr habe.
Die einzigen beiden Gründe, die dafür sorgen, dass Die Besessenen nicht zur kompletten Nullnummer verwandeln sind eine engagierte Mackenzie Davis und die überzeugende Brooklynn Prince, die bereits in The Florida Project gezeigt hat, dass sie eine der vielversprechendsten heranwachsenden Schauspielerin unser Zeit ist. Sie zeigt wie man Angst verkörpert, während der eigentlich erfahrenere Finn Wolfhard eine der schlechtesten Leistungen eines Teenagers in einem Spielfilm aller Zeiten darbietet. Jeder Satz klingt abgelesen, jede Reaktion wie ein Zucken vom Fingerschnipsen der Regisseurin ausgeführt. Wer also immer noch nicht genug bekommt vom klischeetriefenden und gähnend langweiligen Mainstreamhorror sei herzlich eingeladen zu dieser Geisterbahnfahrt der schlechten Leistungen. Die Besessenen ist eine Beleidigung gegenüber seines Vorbildes und noch dazu peinlich schlecht geschrieben. Wer verstanden hat was am Ende eigentlich passiert, darf das gerne in die Kommentare schreiben! Es darf allerdings bezweifelt werden, dass ihr das verstanden habt.
Regie: Floria Sigismondi
Drehbuch: Henry James, Chad Hayes
Darsteller: Mackenzie Davis, Finn Wolfhard, Brooklynn Prince
Score Composer: Nathan Barr
Cinematographer: David Ungaro
Altersfreigabe: 16
Lauflänge: 94 Minuten
Budget: 14.000.000$
Box-Office: 18.596.113$
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