Alle Jahre wieder schleichen sich die unvermeindlichen Oscar-Baits in die Frühjahrssaison der Kinolandschaft ein. Dieses Mal sticht besonders der Historienfilm Die dunkelste Stunde heraus, der mit sechs Oscar-Nominierungen aufwartet. Von diesen gilt vor allem Gary Oldman als großer Gewinner-Kandidat, der bislang auf jene Trophäe verzichten musste.
Wer den Trailer gesehen hat und sich mehr erhofft, als das Bildmaterial hergibt, wird durchweg enttäuscht sein. Überraschend ist das nicht bei dem Blick auf die Crew, wo der Name des Drehbuchautores Anthony McCarten ins Auge sticht. Dieser war bereits für das Skript des Biopics Die Entdeckung der Unendlichkeit zuständig, welcher lieber seine Hauptfigur glorifiziert als sich mit jener Biografie inhaltlich auseinanderzusetzen. Für seinen neusten Film hat er jedoch ein wenig dazugelernt, auch wenn die Formalität wiederholt reflexionslos ist.
Die Inszenierung von Joe Wright reduziert sich stark, neben das Drehbuch, auf seinen Hauptdarsteller Gary Oldman als Winston Churchill, der hier als krampfhafter Sympathieträger entstellt wird. Ähnlich eines Charles Laughton in Billy Wilders Zeugin der Anklage wird großer Wert auf seine kultige Erscheinung gesetzt, was ebenso wenig zeitgemäß wie authentisch wirkt. Zugegeben, Oldmans Schauspiel ist sehr überzeugend und bestätigt nach wie vor sein faszinierendes Talent – auch wenn seine geradezu unerreichbare Darbiertung aus Léon – Der Profi nicht getoppt wurde.
Der Altherren-Humor des Filmes funktioniert leider nicht bedingt. Ebenso mangelhaft ist seine erzwungene Kult-Ausmalung seines Protagonisten, dessen Taten und Entscheidungen nie in ein hinterfragendes Licht gestellt werden. So sind die ersten zwei Drittel von Die dunkelste Stunde monotone Pseudo-Sympathie, die ein Paradebeispiel eines Oscar-Baits sind. Erst gegen Ende schafft es der Historienfilm inhaltlich einen Schritt weiter zu gehen und weiß ebenso auch zu fesseln. Seine finale Message, man könne erst etwas bewirken wenn man fähig ist seine Meinung ändern zu können, trifft zwar sich nicht auf den Film selbst zu, doch ist es ein durchaus bedeutungsvolles Zitat, von dem folgende Biopics gerne lernen können.
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