Die sieben goldenen Vampire ist einer dieser Filme, die eigentlich nie funktionieren dürften – und genau deshalb funktionieren sie so gut. Die Kombination aus klassischem britischem Gothic-Horror der Hammer Studios und knalliger Shaw-Brothers-Kung-Fu-Action klingt auf dem Papier nach purem Wahnsinn, nach einem verzweifelten Versuch, zwei völlig unterschiedliche Filmkulturen miteinander zu kreuzen. Doch das Ergebnis ist eine so charmant absurde, stilistisch wilde Mischung, dass man sie einfach lieben muss. Zwischen Pappkulissen, Nebelmaschinen, fliegenden Mönchen und untoten Kriegern entsteht ein Film, der in seiner schieren Naivität und Begeisterung für das eigene Konzept eine fast ansteckende Energie entfaltet.
1974 war das Ende der Hammer-Ära längst absehbar. Das Publikum hatte genug von viktorianischen Spukhäusern und brütenden Burgen – also wagte man den großen Sprung nach Osten. In Kooperation mit den legendären Shaw Brothers aus Hongkong entstand Die sieben goldenen Vampire, ein filmisches Kuriosum, das britische Steifheit und fernöstliche Raserei in einem wahnwitzigen Tanz vereint. Peter Cushing kehrt als Van Helsing zurück, diesmal allerdings weniger als energischer Vampirjäger, sondern eher als verwirrter Professor, der aussieht, als hätte er keine Ahnung, in welchem Film er eigentlich gerade mitspielt.
Und das ist Teil des Charmes. Während Cushing tapfer durch Dialogzeilen stolpert, die von okkulten Ritualen und chinesischen Legenden handeln, drehen die Shaw Brothers im Hintergrund völlig auf: rasante Kämpfe, choreographierte Martial-Arts-Sequenzen und Blutfontänen, die über die Leinwand ziehen. Manchmal prallen die beiden Welten frontal aufeinander – steifer britischer Wissenschaftsmonolog trifft auf akrobatisches Schwertgefecht, aber genau darin liegt die Magie. Der Film ist ein ständiger Widerspruch, ein Balanceakt zwischen Horror und Action, Ernst und Albernheit, der auf wundersame Weise nie zusammenbricht.
Natürlich ist das alles gewohnt billig. Die Kulissen sind aus Pappe, der Nebel riecht nach Theaterrauch, und die Vampir-Masken wirken, als hätte man sie in einem Kostümladen um die Ecke besorgt. Doch die Liebe zum Detail, die Begeisterung für das eigene Chaos, lässt das alles verzeihlich erscheinen. Die sieben goldenen Vampire ist Kino im besten Sinne des Wortes handgemacht – improvisiert, enthusiastisch, und mit einer Aufrichtigkeit, die modernen Hochglanzproduktionen oft fehlt.
Besonders schön ist, wie der Film trotz seiner Absurdität nie zynisch wird. Hier gibt es keine ironische Distanz, kein Augenzwinkern – nur pure Lust am Erzählen. Wenn goldene Vampire durch Tempel stürmen, wenn Mönche mit Fackeln kämpfen oder Van Helsing seinen wissenschaftlichen Monolog hält, während um ihn herum der Kung-Fu-Wahnsinn tobt, dann ist das kein Trash im negativen Sinn, sondern ein liebevoller Wahnsinn. Am Ende bleibt ein Film, der aussieht, als wäre er aus zwei völlig unterschiedlichen Träumen zusammengesetzt – und gerade deswegen so einzigartig ist. Die sieben goldenen Vampire ist vielleicht der schrägste Versuch, die Hammer-Gotik in die Welt des fernöstlichen Actionkinos zu retten, aber er tut es mit Stil, Herz und einem unverwechselbaren Gefühl für Spaß. Ein herrlich bizarrer Hybrid aus Grusel und Gekloppe, der beweist, dass Film manchmal am besten funktioniert, wenn er jede Vernunft über Bord wirft.


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