Jahrelang galt der britische TV-Film „Die Spur mit dem Lippenstift“ als verschollen, ehe er vergangenes Jahr zufällig in einem Archiv wiederentdeckt wurde. Nach aufwendiger und liebevoller Restaurierung seitens des Verleihers Pidax erscheint der Dreiteiler nun in hervorragender Bild- und Tonqualität erstmals im Handel.
„Die Spur mit dem Lippenstift“ ist aufgebaut als klassische Kriminalgeschichte; ein Mord, dessen Täter unbekannt ist, und den ein Ermittlerteam, bestehend aus zwei Inspektoren, aufzuklären versucht. Dabei werden, wie es der Stereotyp so will, dutzende Zeugen befragt, deren Aussagen in etwa so viel Wahrheit enthalten wie die Wahlplakate der AfD. Dennoch beinhalten die Geschichte den ein oder anderen Twist, allerdings lediglich auf die Frage des Wer, denn der Handlungsablauf bleibt, obgleich „Die Spur mit dem Lippenstift“ dies zu verschleiern versucht, recht vorhersehbar. Trotzdem überrascht der Film den Zuschauer insbesondere während des ersten der insgesamt drei Parts, wo bewusst nicht eindeutig erklärt wird, welcher der Charaktere nun eigentlich der Protagonist ist. So kommt es zu einem interessanten Ratespiel, bei dem jedes Mal, wenn man glaubt, die Fokusperson ausgemacht zu haben, ein Ereignis die Hypothese wieder zunichtemacht. Generell ist der gesamte Film als eine Art Rateshow aufgebaut, bei der es für den Zuschauer gilt, die Fragen um Schuld, Wahrheit und Tatvorgang für sich selbst zu beantworten. Dabei ist wichtig, das Schauspiel der hervorragend agierenden Akteure genauestens zu studieren sowie ihren Erzählungen zu lauschen. Nach und nach verbinden sich scheinbar zusammenhanglose Stränge zu einem einzigen, und anfangs nicht offengelegte Beziehungen der Charaktere zu anderen Personen werden immer offensichtlicher, sodass sich nach und nach eine Geschichte im Kopfe des Zuschauers ergibt. Mit vielen Kamerafahrten, die sehr an die des Detektivenurgesteins „Die Spur des Falken“ erinnern, erzeugt Regisseur Michael Ferguson zudem eine das Raten untermalende, einerseits lockere Atmosphäre, andererseits beweist er aber ebenfalls eine gewisse inszenatorische Sicherheit. Die dazugehörige Titelmelodie, die hervorragend mit den parallel dazu gelieferten Bildern harmoniert, verleiht diesem TV-Film einen gewissen Wiedererkennungsfaktor. Und auch wenn „Die Spur mit dem Lippenstift“ vollkommen auf altbewährtes setzt lässt sich dieser charmante TV-Film problemlos konsumieren. Klassisches 70er-Jahre Kino eben.
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