Unser Lieblingslabel Bildstörung bringt erneut einen unbekannten Klassiker in den deutschen Handel und ergänzt ihr Drop-Out mit einem weiteren bewusstseinserweiternden Erlebnis. Die Weibchen vom tschechischen Regisseur Zbynek Brynych ist dabei, ähnlich wie Marketa Lazarovà, ein äußerst zweischneidiges Erlebnis irgendwo zwischen unerträglich und grenzgenial. Den Prozess des Verarbeitens können wir leider nicht übernehmen, aber wir können versuchen euch diese Exploitation schmackhaft zu machen, wie ein dickes saftiges Steak aus trainierten Männerschenkeln.
Eve möchte sich im Sanatorium von Bad Marein erholen, doch irgendetwas seltsames geht in dieser Stadt vor sich. Die einzigen Männer die sich in der Stadt herumtummeln findet sie später tot in der Klinik. Die Weibchen ist 70er Jahre Trashkino in Reinform, dass einem psychedelischen Rausch gleicht. Oberflächlich scheint hier nichts Sinn zu ergeben und dysfunktional im Zusammenspiel wirken, doch wann folgt ein Rausch einer gewissen Logik? Frauen die für Emanzipation kämpfen und ihrer Korsetts und BH´s verbrennen, Werkstattmeister die Meisterinnen sind und bewusst auf die Geilheit der Männer abzielen um sie letztendlich ausrotten zu können und, im Gegenspiel, die wild rotierende Kamera die mit sabberndem Mund die entblößten Frauen einfängt.
Egal wie abgefahren das klingt, es lässt sich einfach schwer beschreiben. Die Weibchen muss man einfach erleben und sich direkt im Vorfeld damit anfreunden, wie wild und unabhängig alles inszeniert ist. Klamauk, Groteske, Horror und Psychedelik werden in keiner Form von inszenatorischer Festlegung vorgetragen. Alles funktioniert so wie es funktionieren möchte. Ein Soundtrack zwischen entfesselter Klassik, elektrischem Abflexen und gut gelaunter Pop-Songs mit Synthesizern. Eine Kamera die mal wild entfesselt im komprimierten Weitwinkel wie ein Tollwütiger durch die Szenerie rotiert, mal subjektiv einnehmend die Hektik der Protagonistin reflektiert oder einfach statisch bestimmte Abläufe filmt. Ein Filmschnitt der pubertär zwischen Raserei und Antiklimatik steht.
Was auch immer Zbynek Brynych veranlasst hat einen solch wilden Ritt aus Die Weibchen zu machen: Diese ungewöhnliche Form des polarisierenden Extremfilmes wird als Unikat in der Filmwelt stehen. Schade nur, dass kaum jemand dieses abgeranzte Genre-Konglomerat aus deutschen Händen kennt. Erleben muss man diese wilde Tortur, diesen hektischen Trash, der erst im musikalischen Epilog etwas wie Form und Ruhe bekommt. Doch da ist der Zuschauer bereits am Ende, der Asthmatiker sucht verzweifelt nach seinem Inhalator und der geneigte Filmfan befindet sich im Stadium der Verarbeitung. Also lasst euch vom entfesselten Die Weibchen einfach fertig machen und genießt den Augenblick, dass sowas abgefucktes aus eurem Land kommt, das heutzutage fast nur noch mit Standard-Dramödien eine große Aufmerksam im Kino bekommt.
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