Was kommt dabei heraus wenn man eine Handvoll schottische Schauspieler nimmt, Lederkostüme, jede Menge Platzpatronen und das alles in einen Wald legt? Dog Soldiers von Neil Marshall, der ursprünglich als einer der vielversprechendsten Horrorregisseure auf sich aufmerksam machte mit diesem kleinen kostengünstigen Werwolf-Film. Sein Handwerk perfektionierte er mit The Descent letztendlich und schuf einen der besten Horrorfilme unseres Jahrtausends und auch Doomsday war als anarchische Verbeugung vor Mad Max absolut geiles Genrekino. Mittlerweile ist er scheinbar komplett untalentiert geworden, was er gigantisch schlecht in The Reckoning zeigte und nach ersten Stimmen auch mit seinem neuen The Lair.
Doch wir wollen uns auf die guten Zeiten Rückbesinnen. Als ein kleiner Handwerker eine Vision hatte und einen absoluten tollen Horror-Actionfilm gemacht hat. Es braucht nämlich keinen finanziellen Aufwand wenn man geschickt mit Schnitt und Belichtung arbeitet. Auch wenn der Beginn zuerst böses vermuten lässt. Ein verliebtes Pärchen zeltet im Wald und bemerkt merkwürdige Geräusche. Prompt wird ein röcheln wahrnehmbar und die Frau wird von einer nicht sichtbaren Gestalt gepackt und aus dem Zelt gezogen, während der Mann wenig später ebenfalls Opfer wird. Alles wirkt hier so himmelschreiend billig, aber vermittelt einen falschen Eindruck.
Denn sobald das britische Platoon in den schottischen Highlands abgesetzt wird und sich am Lagerfeuer Gruselgeschichten erzählt zeigt Marshall bereits 2002 sein Gespür für Schocks die er mit The Descent 3 Jahre später perfektionierte. Denn mit einem Jumpscare weckt er von null auf hundert auf und hat den Zuschauer im Schwitzkasten. Darauf bricht ein Ballergewitter los mit wuchtigen Shootouts und überraschend hochwertigen Kostümen. Die sind zwar sparsam eingesetzt aber sehen wirklich richtig gut aus. Hinzu gesellt sich der typisch morbide britische Humor und mit fortlaufender Spielzeit auch immer mehr rote Soße. Da wird mit praktischen Bluteffekten nicht gegeizt auch wenn die nicht komplett über die sehr konventionelle Geschichte hinwegtäuschen können. Gerade zum Ende gibt es eine Wendung die so leicht zu erahnen ist und damit höchstens ein Achselzucken entlädt.
Auch schafft der Film sein knackiges Ende nicht ganz, denn Dog Soldiers verliert sich am Ende in etwas zu repetitive Muster. Interessant wird das zusätzlich wenn die Shootouts immer zerschnittener werden, je länger der Film läuft. Dafür endet er mit einem Knall und einer typisch britischen Note. Das ist dann natürlich bei weitem kein Geheimtipp, aber gerade für anspruchslose Abende hervorragend geeignet. Neil Marshall ist ein begabter Regisseur und die Mischung aus Actionfilm und Werwolf-Slasher war zumindest damals eine neue Sorte. Dass mit dem kleinen Budget dann doch so eine aufwendige Sause auf die Beine gestellt wurde ist beachtlich. Für Freunde des gepflegten britischen Humors, deftigen Splattereinlagen und Männern im Lederkostümen eine gefundenes Fressen. Lasset uns hoffen, dass Neil Marshall wieder zu dieser Stärke zurückfindet.
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