Das skandinavische Kino, das besonders für seine düsteren, nihilistisch angehauchten Kriminalverfilmungen nach Stieg Larsson bekannt sein dürfte – die Zeiten eines Ingmar Bergmanns sind lange vorbei – beweist mit „Ein Mann namens Ove“, dass es doch etwas mehr auf dem Kasten hat und durchaus im Stande ist, eine brauchbare Tragikomödie hervorzubringen, was ja gerade in Deutschland ein Ding der Unmöglichkeit zu sein scheint.
Ove Lindhal ist ein alter, verbitterter Mann, der sein trostloses Dasein in einer spießigen Wohnsiedlung fristet und pedantisch genau auf die Einhaltung der dortigen Regeln achtet: Jeden Morgen um acht macht er seinen Kontrollgang, fordert Autofahrer auf, die Siedlung zu verlassen, sammelt Spielzeuge ein, weißt Tierhalter zurecht, notiert Falschparker – notorischer geht es kaum, und er kann sich auch den ein oder anderen cholerischen Ausfall nicht verkneifen. Anschließend sucht er, als Bestandteil seines Alltags, das Grab seiner verstorbenen Frau auf, um die Blumen auszutauschen und Zwiesprache zu halten (er erklärt immer wieder, die Welt bestünde nur aus „Idioten“). Als Ove dann schließlich, nach über vierzig Jahren, seinen Arbeitsplatz als Mechaniker verliert, beschließt er, sich umzubringen, um wieder bei seiner Frau zu sein, wie er selbst sagt. Dennoch: Auf seinem Vorhaben scheint ein Fluch zu lasten, und irgendwie ist Ove bald schon gezwungen, auf seine Mitmenschen einzugehen…
Diese Selbstmordversuche dienen dazu, in Rückblenden das bisherige Leben Oves zu zeigen, seine Kindheit, sein Umfeld, die Rückschläge, wie er auf seine spätere Frau traf. Durch diese erzählerische Taktik kann es sich die Regie erlauben, keinen echten Konflikt – wenn, dann nur halbherzig – zu etablieren, was aber nicht wirklich negativ ins Auge fällt, denn Oves Beharren auf Regeln und Vorschriften, seine ruppige Interaktion mit der Nachbarschaft, sowie seine gründlich durchdachten und doch zum Scheitern verurteilten Suizidversuche (und seine Liebe zur Automarke Saab!) sind jene Voraussetzungen für die besten komödiantischen Szenen, in denen der lakonisch-schwedische Humor zum Vorschein kommt. Die Konfrontationen mit seinem Umfeld hätten dabei aber noch stärker ausgebaut werden können – aber die Rückblenden brauchen zu viel Zeit, was sich besonders im letzten Teil des Films zeigt.
So ist „Ein Mann namens Ove“ eine gute, unterhaltsam-kurzweilige, stoisch inszenierte Komödie mit tragischen Elementen über einen verschlossenen, aber doch anständigen Menschen, mit einem klassisch gehaltenen Soundtrack, der es nicht gelingen mag, zu einem passenden Abschluss zu gelangen – Regisseur Hannes Holm lässt dazu mindestens zwei Gelegenheiten aus und rutscht sogar ins Esoterische, Spirituelle. Eine genauere Charakterisierung, die erklärt, wie aus Ove der Pedant wurde, der er ist, hätte dem Film ebenfalls gut getan.
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