Es liegt in der Luft. Der frische Duft der Nostalgie, der ratternde Ton eines angeschmissen 35mm Projektors, eine Atmosphäre wie nur Hammer sie kreieren konnte. Ein Toter spielt Klavier ist nämlich einer der wenigen Filme des britischen Produktionsstudios, der ohne ein Monster auskommt. Dafür bekommen wir hier wirklich guten Terror und undurchsichtige Spannung.
Aufgebaut ist Ein Toter spielt Klavier wie ein üblicher Thriller mit düsterem Einklang und von daher direkt die Bitte an euch. Lest weder die Inhaltsbeschreibung auf dem Rücken der alten DVD, noch die Kurzbeschreibung auf Amazon.de. Diese demontieren das komplette Seherlebnisse und nehmen nicht nur die große Überraschung am Ende vorweg. Auch ich verzichte darauf, auf die Handlung einzugehen. Nur so viel: Die gelähmte Penny will ihren Vater an der französischen Riviera besuchen, doch ist dieser auf Geschäftsreise. Bis Penny glaubt die Leiche eines Nachts im Arbeitszimmer zu sehen.
Und Seth Holt liebt es mit unseren Seherwartungen zu spielen und baut unerträgliche Spannungssequenzen auf, von denen moderne Horrorfilme noch heute lernen können. Die Spannung wird nahezu unerträglich wenn Penny im nächtlichen Licht durch das Haus fährt, weil sie glaubt Geräusche zu hören, Silhouetten zu sehen oder einfach nicht schlafen kann. In diesen Momenten schafft es Ein Toter spielt Klavier mit satten 56 Jahren auf dem Buckel ordentlich die Boxershort zu füllen und auch, wenn der Film diese Szenen begrenzt, reduziert das keinesfalls ihre Wirkung. Denn auch der Plot ist gut konstruiert und hat mehrere Überraschungen parat.
In der Sehgewohnheit erfinden diese das Rad natürlich nicht neu (schließlich wird dies ja nicht euer erster Thriller sein) doch schließen sie diesen kurzweiligen Höllenritt nach knappen 76 Minuten erfolgreich ab. Damit ist es in unseren 31 Days of Fright mit Sicherheit der erste Horrorthriller, der seinen Fokus eher auf Thrill legt, aber dafür mit einer so ungemütlichen Atmosphäre, dass man teilweise zähneknirschender dasitzt, als bei so manch anderem Tipp. Und da sorgt Ein Toter spielt Klavier doch für ordentlichen Schweißfluss.
Empfehlenswert für Halloween weil: Nun gut, vielleicht hat Ein Toter spielt Klavier die Fright-Fest Auszeichnung nicht komplett verdient, aber dieser schweißtreibende Spannungsaufbau sorgt für große Unbequemlichkeit bei euch. Nicht in der großen Klasse wie Jack Claytons Schloss des Schreckens, aber auf besserem Niveau als unser moderner Ramsch.
Die Bildrechte obliegen dem Verleih ©Sony Pictures