Die Verfilmung über die skandalöse Publizierung der Neuroerkrankung bei Footballspielern ist ab sofort im Laden erhältlich. Lohnt sich der Kauf?
Will Smith hat wieder den Weg ins qualitative Kino gefunden, könnte man meinen. Schließlich ist seine Performance recht gelungen. Noch dazu handelt es sich um eine äußerst interessante, medizinische Entdeckung, welche hier zentriert wird. Doch hat Erschütternde Wahrheit nicht mehr an Nennenswerte zu geben. Der Rest ist schlichtweg plump, oberflächlich und triefend patriotisch.
Smiths -auf seinen Titel bestehenden- Charakter Dr. Bennet Omalu als Protagonist ist eine ebenso eintönige wie uninteressante Figur, die aufgrund ihrer Willensstärke gerne als „amerikanisch“ im Film betitelt wird. Das mag zwar national ein wohlfühlender Zuspruch sein, doch ist es jenseits vom „Land der unbegrenzten Möglichkeiten“ lediglich eine Zumutung. Denn wenn eine solch potentialenthaltende Geschichte ihre Kontroversität nicht auskitzelt und den Zuschauer mit dem Schriftzug, Dr. Omalu habe nach all seinem Schaffen die US-amerikanische Staatsbürgerschaft, verabschieden möchte, dann bröckelt die Aussagekräftigkeit im vollen Maße. Besonders, wenn zu Beginn amerikakritisierende Äußerungen eintreffen, welche von der zentrierten Schönheit des Footballs und der „American Dream“-Message schnell unterdrückt werden.
Ebenso schwach ist die konsequente Konventionalität, die sich mit zierlichen Szenarien und nichts-aussagenden Totalaufnahmen schmückt. Somit werden nicht einmal visuelle Besonderheiten hervorgehoben und resultieren eine lächerlich selbstverliebte Oberflächlichkeit an künstlerischen Ansätzen. Dazu gehört auch das wiederholende Aufgreifen der in Kitsch triefenden Liebesgeschichte mit der obendrein bedeutungslosesten Figur, Dr. Omalus Weggefährtin, die keinerlei Sinn oder Einfluss auf die grundlegende Geschichte hat. Bedauerlicherweise handelt es sich bei jeder Charakterzeichnung um versimpelte, plumpe Stereotypen.
Erschütternde Wahrheit ist aus künstlerischer Sicht ein unspektakuläres Machwerk, das sich zu keiner Konsequenz überwinden lässt und genau das durchsetzt, was die Antagonisten des Filmes erreichen wollen: Die Euphorie für den amerikanischen Sport beibehalten. Somit ist es ein unbedeutender Sportfilm, dessen Fakten bis dato wohl nur als Dokumentarfilm handfeste Substanz bilden. Ein gelungener Film mit Will Smith ist dies dementsprechend immer noch nicht.
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