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Es: Kapitel 2

von Sean Theumer

Andy Muschietti. Ein Wunder, dass ein Mann der mit Mama generischen Horror par excellence inszenierte das Regiezepter für Stephen Kings Mammutwerk ES überreicht bekam. In einer Zeit in der die 80er durch Stranger Things sowieso ein Garant für Millionenumsätze waren, konnte ES: Kapitel 1 bereits nicht überzeugen. Zu sehr gedrillt auf Retro-Coming of Age mit Horrorclips verkam die Geschichte um den Losers-Club und Pennywise zur öden Lachnummer. Ein Buch, welches sich so intim mit seinen Charakteren und dem Erwachsenwerden beschäftigte, wird zur Jump-Scare Geisterbahn mit CGI-Fratzen konvertiert und wird ein Riesenerfolg. Wenn dieser Film eine Sache geschafft hat, dann ist es die langweiligste Form seiner selbst geworden zu sein. Wie standen die Zeichen dann für Es: Kapitel 2?

Protagonisten reifen und werden erwachsen. Das perfekte Fundament um den Horror endlich in die Psyche zu drücken. Um mit Traumaverarbeitung und Terror endlich für nahrhafte Schocks zu sorgen. Muschietti sagte in Interviews vor dem Kinostart, dass Es: Kapitel 2 noch gruseliger wird als sein Vorgänger. Für uns stand also die Frage im Raum, ob jetzt endlich Ansätze für Albträume gegeben sind. Und Überraschung! Es: Kapitel 2 übertrumpft den Vorgänger nochmal in seiner Langeweile. Die Macher haben nicht aus den Fehlern gelernt.

Es: kapitel 2
CGI-Augen. Gruselig nicht?

Die Laufzeit ist mit fast 3 Stunden nochmal fast 45 Minuten länger, die Schreckszenen (wenn man sie überhaupt so nennen darf) noch debiler und vorhersehbarer und das Finale eine feinste überladene Computer-Geisterbahn-Polka, dass die Heide wackelt. Statt seinen Charakteren eine Entwicklungsbasis zu geben, inseriert man ständige Flashbacks zu den Jugendzeiten ohne eine Gespür für narrative Stringenz. Viel mehr fühlt es sich wie ein monotones Abhaken von Stationen an, die wirklich immer nach dem gleichen Muster ablaufen. Zu erzählen hat Es: Kapitel 2 dabei in der ersten Stunde nahezu gar nichts.

Es beginnt mit einem Flashback wie ein Charakter als Jugendlicher eine Begegnung mit Pennywise hat. Boom Jumpscare. Es folgt der Wechsel in die Moderne wie der gleiche Charakter die selbe Begegnung mit Pennywise hat. Boom Jumpscare. Sprung zum nächsten Charakter der an seine Jugend nachdenkt und wieder das gleiche. Was Andy Muschietti aber immer noch nicht verstanden hat ist der Fakt, dass die zehnte animierte CGI Grimasse die dem Zuschauer in die Fresse geklatscht wird nicht gruselig ist. Ein lauter Knall auf der Tonspur ist nicht gruselig. Ein CGI-Holzfäller mit spitzen Zähnen in der Schnauze ist nicht gruselig.

Der Cast selbst wirkt dabei nicht wie ein Ensemble, sondern vielmehr gecasted nach Popularität für den größtmöglichen Erfolg. Da nutzen auch solide Einzelleistungen von James McAvoy und Bill Hader nicht mehr viel. Im Finale entfaltet Es: Kapitel 2 nochmal einen richtigen Koller. Wenn Pennywise sich als Spinne durch die Gegend manövriert sieht das nicht nur unfassbar scheiße aus, sondern nutzt sich auch relativ schnell ab. Von der Dramatik bleibt kaum noch etwas übrig, da kein Charakter ans Herz wachsen konnte. Aber solang man seinen Peiniger mit umgekehrten Mobbing in die Schranken verweist, muss das wohl auch stimmen.

Wie es vielleicht herauszulesen war, ist Es: Kapitel 2 ein Debakel. Mit einer Laufzeit von 171 Minuten überrumpelt der Film uns mit lauten Effekten ohne dabei ein Mal gruselig zu sein. Seine eindimensionale Charakterzeichnung bügeln da auch keine Macken mehr aus. Die erste Titlecard im Abspann ist „A Film by Andy Muschietti“. Lasst uns hoffen, dass es das letzte Mal war, dass wir sowas lesen müssen.

Es: Kapitel 2 DVD

Die Bildrechte obliegen dem Verleih ©Warner Bros.

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