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Evil Dead

von Sean Theumer

Obacht Kinder, heute gibt es Blutwurst! Natürlich würde heute kein Regisseur mehr mit literweise Kunstblut, Knete und 375000$ zusammen mit seinen Freunden über das Wochenende mit seinen Freunden in eine Waldhütte fahren, um einen Horrorfilm zu drehen. So war es selbstverständlich absehbar, dass Fede Alvarez Remake von Sam Raimis Horrorklassiker bei weitem nicht so eine ulkige Atmosphäre aufbauen kann, zumal die Hochglanzbilder lediglich durch die düsteren Sets und Colorgrading recht finster aussehen. Auch sein Versprechen der „most terrifying movie you will ever see“ zu sein, kann er nicht einhalten, aber das macht nichts. Ein überaus gelungenes Remake ist er trotzdem, nicht nur weil er etliche Referenzen an das Original hat, beispielsweise den Oldsmobile Delta 88 auf dem Jane Levy sitzt oder die gleiche Kamerafahrt bei der Flucht in den Wald, verabreicht ein Motiv des kalten Entzuges frischen Wind. Die Gruppe trifft sich nämlich über das Wochenende in der Hütte, um Mias Drogenkonsum den Kampf anzusagen. Erst als Eric im Keller das Necronomicon aus dem Keller mitnimmt und laut aus dem buch liest, haftet sich die dämonische Präsenz an Mia, auch wenn dies zu einem Zeitpunkt passiert, an dem der psychische Kollaps bereits einsetzt und die Gruppe es eben auf jenen psychischen Schaden schiebt, auch wenn sie die Narration auf konventionelle Ebene begibt. Zeit für Spaße oder bitterbösen schwarzen Humor gibt es dabei nicht. Fede Alvarez ist irgendwann so fokussiert darauf das Kunstblut eimerweise zu verschütten und die Fähigkeiten der Make Up Artisten auszureizen, dass es eine wahre Freude. Evil Dead ist ultradrastisch in seiner Gewaltdarstellung, verzichtet nahezu gänzlich auf CGI und lässt seine gut agierenden Darsteller richtig leiden.

Auf einen konstanten Spannungsaufbau ist man nicht interessiert. Neben einigen entstellten Fratzen gibt es obligatorisch laute Jump-Scares und ein eskalierendes Finale, dass in seinem verpulverten Lebenssaft und abgeschlagenen Prothesen nicht enden möchte, auch wenn zu zuvor eine herrlich falsche Erwartungshaltung geschürt wird. Man denkt der garstige Überlebenskampf sei überstanden, die Gefahr gedämmt, bis ein Inferno losbricht, mit einem der magischsten Momente des jungen Splatterkinos. Evil Dead ist hammerhartes Horrorkino und eines der besten Remakes, die wir auf großer Leinwand (oder auf großem Heim-TV) betrachten durften. Fede Alvarez Vision ist eigenständig und beweist seine Liebe zu reinrassigem Genrekino, wie er es auch zuletzt mit Dont Breathe beweisen konnte. Abzüge in der B-Note gibt es für die Jump-Scares und kleinere Längen, aber mal ehrlich, wenn sich jemand den Arm mit einer Fleischsäge abtrennt, dann aber so richtig mit Schmackes. Und das ist doch echt groovy! Vielleicht nicht die beste Empfehlung für Leute mit schwachem Magen, aber wer Lust auf eine irre brutale Sause mit leichtem Subtext hat und zudem noch Fan von Sam Raimis „Tanz der Teufel“ ist, der sollte nicht lange zögern. Evil Dead schmeckt außerdem am besten mit einem kalten Bier, obligatorisch darf man das Pils aber auch gerne mit Glühwein ersetzen.

Alle Bildrechte obliegen dem Verleih ©Sony Pictures.

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