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Fantastic Four

von Sean Theumer

Kaum eine andere Großproduktion bekam in diesem Jahr solch niederschmetternde Kritiken wie „Fantastic Four“. Dabei ist er bei weitem besser als viele Marvelfilme der letzten Jahre!

Die Schelte lässt sich beinahe nur an der Actionarmut zurückführen, denn während andere Filme mit Superheldenthematik Großstädte binnen Sekunden zerlegen (Man of Steel, Avengers 2) wird in Fantastic Four gerade einmal nach 70 Minuten ein Baum zerschlagen. Josh Trank konzentriert sich davor lieber voll auf die Charaktere und versucht ihnen ein Profil und Tiefe zu verleihen. Das gelingt besonders durch die Kindergeschichte zwischen Reed und Ben, die im späteren Verlauf eine prägnante Rolle spielt. Jeder Charakter bekommt Zeit für sich (sofern es 100 Minuten Film zulassen) und auch der spätere Bösewicht Doom bekommt eine Perspektive, ganz anders als im Film von 2004. Während andere Superheldenfilme die Kräfte zelebrieren, bekommt man hier als Zuschauer fast schon klassischen Bodyhorror geboten. Superkräfte sind Mutationen und ein Hindernis für die Freundschaft. Plötzlich schlägt „Fantastic Four“ eine ganz andere Richtung ein, mit dem ersten Auftritt des mutierten Dr. Doom. Unfassbar düster werden grafisch Köpfe zum zerplatzen gebracht, bevor der Antagonist zurück in die Welt flieht, in der er sich akzeptiert fühlt.

Mit dem Potenzial der ersten 70 Minuten hätte Fantastic Four einer der besten Superheldenfilme werden können und Maßstab für moderne Superheldenfilme, denn selten verzichtete die Inszenierung auf Höhepunkte, konzentrierte sich auf die Beziehungen der Protagonisten und hatte so viele starke Momente. Doch dann versucht der Film in den letzten 20 Minuten zum Actionfeuerwerk zu werden und verheddert sich so drastisch in Hektik und Überladenheit, die nicht nur völlig deplatziert sind, sondern auch den Flow stören, auch wenn die Tricks auf solidem Niveau sind. Auch das Ende wirkt viel zu abgehakt und kommt mit einem Affentempo. Hier wäre Überlänge angebrachter gewesen als bei den Avengers.

Die erste Stunde grenzt an Perfektion bis Doom seinen erstaunlich heftigen Auftritt hat und Köpfe zerplatzen lässt. Danach überschlägt sich aber alles und man merkt wie Marvel in Tranks Arbeit eingegriffen hat. Die Ereignisse überschlagen sich, die Action stört und die Charaktere haben keinerlei Profil mehr, was in der ersten Stunde so schön erarbeitet wird. Es wirkt tatsächlich so als würde man zwei Filme sehen. Hätte Trank den Film so veröffentlichen dürfen wie geplant wäre „Fantastic Four“ ein fantastischer Film geworden. Die Schelte die er bekommt hat er bei weitem nicht verdient.

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Alle Bildrechte obliegen dem Verleih ©Constantin

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