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Final Destination: Bloodlines

von Sean Theumer

Über zwei Jahrzehnte nach dem ersten Film kehrt das Schicksal zurück – und selten hat es so viel Spaß gemacht, Menschen in grotesk-absurde Einzelteile zu zerlegen. Final Destination: Bloodlines ist nicht nur die unerwartete Rückkehr eines längst totgeglaubten Franchises, sondern tatsächlich dessen Krönung. Der sechste Teil, eine Zahl, die sonst eher nach Verzweiflung klingt, fühlt sich hier an wie der große Befreiungsschlag: radikal, zynisch, handwerklich stark und mit einer derart genüsslichen Freude an grafischer Zerstörung, dass man sich dabei ertappt, laut aufzulachen, wenn wieder einmal Körper auf unmögliche Weise den Gesetzen der Physik trotzen.

Schon die Eröffnungssequenz lässt keinen Zweifel daran, dass hier ein anderer Wind weht. Statt einer modernen Katastrophenvision gibt es diesmal ein Szenario im Jahr 1969 als perfekt getakteten Kettenreaktions-Massaker. Es ist diese Rückkehr zur Perfektion des Timings, die Bloodlines so effektiv macht. Wo viele Horrorfilme Gewalt als Mittel zum Schock verstehen, nutzen die Regisseure Zach Lipovsky und Adam B. Stein sie als Choreografie – makaber, elegant und mit einer fast mathematischen Präzision in bewusst humoristische Gefilde. Ein diabolischer Gag mit einem herunterfallender Klavier in der Eröffnung, die humoristische Überspitzung der Todesformel des gesamten Franchises mit einem Müllauto. Man weiß, was passieren wird, man weiß sogar wann – aber nicht wie. Und dieses „Wie“ macht hier einfach nur unfassbar Bock.

Der Film spielt geschickt mit der eigenen Formel, ohne sie zu verraten. Natürlich gibt es wieder eine Gruppe von Überlebenden, die allerdings einem tödlichen Unglück entkommen, der in der Familiengeschichte und der Vererbung liegt. Dabei bleibt das Tempo hoch, die Inszenierung überraschend sauber. Klare Bilder, pointierter Schnitt und eine Kamera, die in genau dem Moment stehen bleibt, in dem man als Zuschauer instinktiv blinzeln möchte. Das Ergebnis ist eine Reihe von Toden, die so erfinderisch und brutal sind, dass sie fast schon wieder humorvoll wirken. Die Freude an der Zerstörung, an der ungebremsten Kreativität im Töten, wird hier zur treibenden Kraft. Man lacht, man staunt, man wendet sich ab – und grinst dabei trotzdem, auch wenn das Erlebnis in einem vollen Kino im Mai nicht mal annähernd im Wohnzimmer wiedergegeben werden kann.

Schauspielerisch bleibt Bloodlines wie seine Vorgänger solide, aber nie peinlich. Die Figuren erfüllen ihren Zweck: Sie sind Sympathieträger, Opfer, Witzfiguren und Projektionsflächen zugleich. Niemand bleibt lange genug am Leben, um wirklich Tiefe zu entwickeln – und das ist hier kein Nachteil, sondern Teil der Effizienz. Was Final Destination: Bloodlines letztlich so stark macht, ist seine Ehrlichkeit. Der Film versucht gar nicht erst, sich größer oder bedeutungsvoller zu geben, als er ist. Er weiß, was das Publikum will – und liefert es in der bestmöglichen Form: als präzise getaktetes, blutig-ironisches Spektakel über den Spaß am Untergang. Es ist selten, dass ein sechster Teil das Beste aus einer Reihe wird, aber Bloodlines schafft genau das und beweist, dass man auch mit altbekannten Zutaten ein makabres Meisterstück kochen kann, solange man es mit Stil und einem schelmischen Lächeln serviert und einem deftigen Abgang. Teil 7 darf kommen, gerne im Mittelalter für frischen Wind.

Der Verleih obliegt dem Verleih ©Warner Bros.

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