Es scheint wohl nie aus der Mode zu kommen, Stephen King-Romane zu verfilmen. Damit stellt sich mit der zweiten Verfilmung des Horror-Bestsellers Friedhof der Kuscheltiere letztlich nur noch die Frage: Gehört jene Filmversion zu den besseren Leinwandadaptionen oder nicht? Noch vorab: Ich persönlich habe die Romanvorlage nicht gelesen. Darum sind mir Parallelen zum Buch nicht bekannt.
Die vierköpfige Familie Creed zieht in ein abgelegnes Haus, in dessen Nähe sich ein alter Tierfriedhof befindet. Während die Familienharmonie zu Beginn noch spürbar ist, wird jene nach dem Tod der Hauskatze brüchig. Noch bevor der Vater Louis (Jason Clarke) die Katze auf dem Friedhof beerdigen will, zeigt ihm Nachbar Jud (John Lithgow) aus Mitleid zur trauernden Tochter Ellie (Jeté Laurence) einen anderen Friedhof jenseits dem für Tiere. Am nächsten Tag ist die Katze wieder Teil des Haushaltes, jedoch mit aggressivem Verhalten. Nachdem letztlich noch ein Familienmitglied stirbt, weiß Louis, was zu tun ist…
Das Regie-Gespann Dennis Widmyer und Kevin Kölsch legt einen großen Wert auf einen detaillierten Aufbau ihrer Geschichte. Das mag ganz angenehm sein, besonderes da Clarkes Schauspiel durchweg überzeugend ist. Doch den ein oder anderen aufgezwungenen Jump-Scare bzw. Erschreck-Moment (nicht immer muss etwas dem Zuschauer entgegen springen) können sie sich nicht verkneifen. Im Vergleich zu einem James Wan oder dem 2017er Es hält es sich dennoch in einem erträglichen Rahmen. Viel wichtiger, und das sollte neben den heutigen Horror-Standards erwähnt werden, ist ihre behutsam behandelte Dramaturgie. Leider ist diese jedoch alles andere als zeitgemäß.
Ja, es wird viel aufgebaut. Ja, die Geschichte ist dem Regie-Duo wichtig. Ja, der Cast ist durchweg überzeugend. Das ändert jedoch nichts daran, dass der Aufbau selbst mehr als verbraucht ist in seiner vorgelegten Form. Ebenso ändert es nichts daran, dass der Horror deutlich zu kurz kommt. Und nicht nur das: Der Horror ist nicht fies oder ausweglos genug, um wirken zu können. Einzig und allein die Rückblenden der Mutter sind besonders bösartig und verdienen in gewissermaßen ihren eigenen Film. Denn diese wissen zu schocken und zu ängstigen – und das jedes Mal. Demnach ist der Kontrast zum Grusel des Hauptplots umso auffälliger.
Es scheint, als hätte Friedhof der Kuscheltiere Parallelen zu Jordan Peeles Wir, bei dem der Horror ebenso deutlich zu kurz kommt. Müsse man sich für den wirksameren Grusel entscheiden, wäre es sogar die Stephen King-Verfilmung. Dieser drückt mit seinen Flashbacks genug in den Sessel, was die ersten 30 Minuten von Wir fast genauso schafft. Dennoch bleiben beide Filme mehr Versuche als Glücksversuche, die den Effekt des Genres nur in Ansätzen verstanden haben.
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