Es ist der erste Oktober und wir eröffnen feierlich die diesjährigen 31 Days of Fright. Wie bereits angekündigt erwartet euch ein volles Programm mit Slasherretro, Huldigung, Indietipps und noch viel mehr. Nun ist es meine Aufgabe diese Fest einzuleiten und während ich im letzten Jahr mit „The VVitch“ ebenfalls einen modernen Geheimtipp besprochen habe, möchte ich auch in diesem Jahr die Eröffnung nutzen um über den besten Horrorfilm des Jahres zu sprechen. Get Out.
Get Out schlug in diesem Jahr gleich einem Urknall im Box Office ein, multiplizierte sein Starteinspiel mit einem überragenden Faktor von 5,25, bekam überragende Kritikerwertungen und avancierte zu einem echten Publikumsliebling. Es ist selten, dass ein Horrorfilm seinen Erwartungen gerecht wird, doch im Beispiel Get Out werden diese Erwartungen auch noch übertrumpft. Jordan Peele nutzt das Genre nicht nur für die guten Thrills aus, sondern verpasst seinem Film einen politischen Unterton, ohne dabei seinen galligen Humor zu vergessen.
Der Standpunkt des Schwarzen im Horrorfilm ist seit jeher ein Antiklimatischer, denn meistens schaffen es Afro-Amerikaner nicht bis zum Finale, im schlimmsten Falle sind sie sogar das erste Opfer. Unter diesem Deckmantel geht es um den Besuch der Schwiegereltern, der aufgrund der unterschiedlichen Hautfarbe von Chris und Rose direkt im Vorfeld von Chris harsch hinterfragt wird. Direkt davor jedoch findet Get Out einen grandiosen und atmosphärischer Einstieg unter hervorragender Verwendung von Run Rabbit Run.
Doch Get Out ist ein Film, der am Besten funktioniert, wenn man kaum etwas über die Handlung weiß. Schon der Trailer glich einem Mysterium und mixte finstere Versatzstücke ohne klare Struktur ineinander und ich möchte euch diesen Spaß auch nicht rauben. Unerwähnt möchte ich die Qualität des Filmes jedoch nicht lassen. Und natürlich hat Get Out auch kleine Schwächen, denn der Weg, den die Handlung einschlägt ist bei genauerer Betrachtung bereits zu erahnen. Ist das schlimm?
Ganz im Gegenteil: Jordan Peele inszeniert mit seinem Debüt einen Psychothriller der gelegentlich lockeren Humor mit einbaut und die Rassismusdebatte des Landes thematisiert. Ein Schwarzer der Bedenken hat, dass seine Schwiegereltern ihn nicht aufgrund seiner Hautfarbe akzeptieren, ein Schwiegervater, der seine Abneigung gegenüber von Rassismus damit äußert, Obama auch ein drittes Mal zu wählen, wenn das irgendwie möglich wäre. Der Horror ist bis zum Ende psychologisch und mutet einem Kammerspiel an, während das moderne Mainstream-Horrorkino persifliert wird. Isolation durch eine abgeschiedene Hütte auf dem Land, Beängstigung durch das merkwürdige Verhalten der schwarzen Angestellten und ein alkoholsüchtiger Bruder der gerne Kampfsport am Esstisch praktiziert sind nur einige Indikatoren, die zu einer ungemütlichen Stimmung beitragen, bevor im Finale alles zu einem blutrünstigen Amoklauf destilliert wird, der wirklich alle Register zieht. Das ist stellenweise sehr krank, mitunter brüllend komisch und wirklich sau gut inszeniert. Dabei wirkt es selbst wie ein parodistischer Akt, dass Jason Blum ausführender Produzent von dem Film ist, während Peele eigentlich damit beschäftigt ist, sich über diese Art von Horrorfilm lustig zu machen. Und dass er das Genre liebt, merkt man mehr als einmal.
Empfehlenswert für Halloween weil: Spannend, mysteriös und erheiternd. Get Out entpuppt sich als fieser Genremischling, der dem Horror einen politischen Unterboden verleiht und mit galligen Humor und Abstraktionen das Genre persifliert. Getragen wir das von brillanten Schauspielerleistungen und einem Finale, das selbst dem größten Zweifler ein fettes Grinsen ins Gesicht zaubern wird. Get Out ist ein Gesamtkunstwerk!
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