Ghost Stories ist die Adaption des gleichnamigen Theaterstückes, welches durch seine ausgefallenen Poster zu einem Phänomen wurde. Lediglich die Bilder der schreienden und verängstigten Zuschauer prägten die Litfasssäulen und Busse der englischen Straßen und sorgten dafür, dass Ghost Stories zu einem regelrechten Besucherhit avancierte. Andy Nyman und Jeremy Dyson, die bereits das Theaterstück inszenierten, übernahmen auch bei der Verfilmung das Zepter und setzen englischsprachige Kritiker in Lobeshymnen. Wie viel steckt hinter dem Horror-Episodenfilm?
Als Nicht-Kenner des Theaterstückes ist es schwierig zu beurteilen, inwiefern sich der Spuk auf der Bühne ausbreiten kann, wobei die alten und verruchten Gemäuer der alten Theater in London sicherlich erheblich zur Stimmung beigetragen haben. Als Film ist Ghost Stories jedoch ein äußerst unausgeglichenes Werk, dass nicht so recht mit seiner Inszenierung umzugehen weiß. In der Rahmenhandlung untersucht Professor Goodman drei merkwürdige Fälle eines alten Mannes, der seit seinen jungen Jahren keinerlei Erklärungen für die Geschehnisse finden konnte. So besucht er die Opfer, die ihm ihre Geschichte erzählen.
Dabei handelt es sich um einen Nachtwächter, der eines Nachts eine merkwürdige Begegnung im Untergrund hat. Einem Jungen, der auf der nächtlichen Heimfahrt versehentlich etwas überfahrt und durch die Panne mit jener Präsenz im dunklen Wald auskommen muss und einem werdenden Vater, der von einem Poltergeist besucht wird, während seine Frau im Krankenhaus sein Kind zur Welt bringt. Was nach allerlei Abwechslung klingt, ist für den Zuschauer jedoch ein Abklappern von alten Motiven. Die erste Episode gleicht einer Fahrt in der Geisterbahn, die man sicherlich schon öfter gefahren ist, aber dennoch mit gut sitzenden Schreckmomenten punkten kann. Spielerisch wird gängigen Klischees jongliert und jene Erschreckmomente bewusst hinausgezögert. Tatsächlich stellt sich hier guter Zuschauerterror ein, denn diese 20 Minuten sind ordentlich mit gutem Tempo inszeniert und machen Lust auf mehr.
Da ist nur umso mieser, dass keine der beiden anderen Episoden überhaupt annähernd so spannend sind. Der Junge im Wald verspricht ein gutes Setting. Ein finsterer Wald, dessen Straße nur die Scheinwerfer des Autos sichtbar wird. Sanfte Nebelwände, die sich an den Sümpfen auf den Boden legen und eine undefinierte Präsenz, welche sein Opfer attackiert. Leider wird die Gestalt am Ende der Episode gezeigt um dem Zuschauer eine Erklärung darüber zu verschaffen und auch die misslungenen Spannungsmomente können nicht darüber hinwegtäuschen, dass Ghost Stories auch als Gesamtpaket nur unoriginell zusammengeklauter Hokus-Pokus ist. Die Poltergeist Episode wird dabei lediglich mit eingestreut um eine passende Überleitung zum End-Twist zu bekommen.
Ohne zu viel zu verraten. Ghost Stories erklärt seinen Spuk ohne übrnatürliche Dinge und bietet daher eine Wendung, die den Film an sich schlüssig und logisch auflösen. Allerdings kennt man diese Art der Auflösung bereits aus etliche Filmen, sodass diese neunmalkluge Interpretation des Geistermythos erfahrene Kinogänger bei weitem nicht mehr aus dem Hocker hauen wird. Ghost Stories ist trotz überzeugender Darsteller leider kein überzeugender Film geworden. Statt sich, wie noch zu Beginn, auf simplen Geisterbahnhorror einzulassen und den Zuschauer mit gut ausgeführten Schockmomenten bei der Stange zu halten, fällt der Film qualitativ immer weiter ab. Am Ende sollen wir denken, etwas äußerst erfrischendes gesehen zu haben, obwohl es doch nur x-mal Gesehenes in abgewandelter Form war.
Interessant wäre es zu wissen inwiefern der Theaterstoff bei seiner Adaption in den Punkten Geschichte und Atmosphäre beraubt wurde. Denn als Promotion würden sich bei Ghost Stories wohl keine verängstigten Zuschauer eignen. Denn Grusel und Spannung kommen hier wirklich nur äußerst selten vor. Schade…
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