Um es direkt vorweg zu sagen. Die Verfilmung des Romans Girl on the Train von Paula Hawkins ist genau so merkwürdig wie das Buch. Das Endergebnis fällt insgesamt sicher enttäuschend aus, doch sorgen viele Einzelfaktoren dennoch für eine Empfehlung.
Fakt ist jedoch, dass sich Tate Taylor ähnlich wie im Buch mit zu vielen Charakteren, Beziehungen und Szenensprüngen, anstatt auf eine stringente Erzählung zu setzen. Und narrativ ist Girl on the Train ein heilloses Durcheinander. Rachel, Adam, Meghan, Scott, Dr. Kamal und Detective Riley. Alle werden zusammen in einen Topf geworfen und tauchen plötzlich in einem Handlungsstrang mit einer Facette auf, nur um direkt in einer Erinnerung erneut die Wege der Protagonistin zu kreuzen. Anstatt das Pedal im Genre Thriller einfach für 112 Minuten durchzutreten, kümmert sich die Inszenierung lieber um die Beziehungen und Seitensprünge der Akteure und sorgt dafür für Verwirrung. Sicher ist es leichter dem zu folgen, indem man etwas visuell vor Augen hat, doch auch im Buch war die Konstruktion so verwischt, dass man kaum noch Zugang zum Thrill hatte. Und das passiert leider auch hier! Die ewigen Monologe von Rachel wälzen sich auf Soap-Niveau und die Beziehungsdramen rauben den letzten Nerv. Und nun kommt ein riesiges Aber.
Aber stellenweise schafft es Girl on the Train einen guten Flow aufzubauen und lässt uns interessiert der Aufklärung folgen. Das Psychogram von Rachel, die überragend von Emily Blunt verkörpert wird, überlasst vieles der Suggestion, das Tempo wird gut angezogen und die kurze Undurchsichtigkeit der Geschichte ist nervenzerrend. Doch so souverän wie der Film versucht in die Gänge zu kommen, zerstört er auch alle Qualitätsmerkmale wieder. Die Auflösung ist dermaßen unspektakulär und bekannt, dass man das Gefühl bekommt, der Film möchte doch lieber eher weibliche Zuschauer vor die Bildschirme locken mit viel Drama, Sex und leichtem Thrill. Mehr Komplexität oder sogar ein undurchsichtiger Twist hätten hier definitiv noch etliches rausholen können. So bleibt ein Endeindruck eines gescheiterten Filmes, dessen Scheitern dennoch schön anzusehen ist. Dank der subjektiven Narration ist dies Emily Blunts Film und die liefert mehr als souverän ab. Allein aufgrund dieser Leistung sollte jeder Mal einen Blick riskieren. Dabei sollten die Erwartungen jedoch etwas zurückgefahren werden, denn neben einigen ziemlich fiesen und spannenden Szenen folgt meist direkt wieder ein Trauermonolog über verkackte Beziehungen, verlorene Liebe oder Gewalt in der Ehe. Also Obacht!