Halloween ist zweifelsohne einer der besten Horrorfilme aller Zeiten. Das ist eine Tatsache über die man nicht lange diskutieren sollte. Seine Fortsetzung setze mehr auf brutale Morde als auf Suspense, doch kam ebenfalls bei Fans gut an, du der maskierte Michael wieder sein Unwesen trieb. Halloween 3 ereignete leider ein Schicksal, dass dem Gesamtprodukt nicht gerecht wird.
Er sollte ein neues Kapitel im Franchise eröffnen. Jedes Jahr sollte ein Halloween-Film erscheinen, der sich mit einer Geschichte rund um den weltweit gefeierten Spuktag beschäftigt. Damit distanzierte man sich klar von dem Konstrukt von John Carpenter und setzte sich auch von Michael Myers ab. Doch sind abseits davon alle Grundzutaten mit integriert. Ein feierbarer Synthie-Soundtrack von Carpenter himself, Kürbisse und unheimliche Masken und Morde. Das stieß bei Fans jedoch so monströs auf Ablehnung, dass Halloween 3, der im Original mit Season of the Witch weitaus atmosphärischer klingt, als der schlechteste Film der Reihe genannt wird und auf vielen Listen der schlechtesten Filme aller Zeiten vertreten ist.
Ist das schlussendlich gerechtfertigt? Nein, denn um sich das Prädikat „Schlechtester Film aller Zeiten“ zu verdienen, darf absolut nichts stimmen. Der Grund der Ablehnung und der harschen Kritik entsteht lediglich daraus, dass Tommy Lee Wallace einen Mittelfinger in Richtung 1978 streckt. Halloween 3 ist nämlich weder am Mythos interessiert, noch an der Erwartungshaltung seiner Zuschauer. In ganz Amerika wollen Kinder die Silver Shamrock Halloweenmasken haben, doch nach einem grauenhaften Vorfall in einem Krankenhaus entschließt sich Arzt Daniel Challis der Sache auf den Grund zu gehen. Denn offenbar haben die Masken mit dem Vorfall zu tun.
Seinem Genre Horror ist Halloween 3 in der ersten Stunde leider nicht zuzuschreiben. Der Fokus liegt eher auf Thriller und verliert den roten Pfaden schon nach kürzester Zeit gänzlich. Es ist das atmosphärische Treiben, dass uns serviert wird. Carpenter feuert einen stimmigen Soundtrack aufs Parkett, die Stimmung des 31. Oktober wird perfekt aufgefangen und zwischendrin wird eben auch gemordet. Das passiert allerdings nicht als billige Effekthascherei, sondern ergänzt sich zunehmends auf die Entwicklung des Plots. In der letzten halben Stunde erfolgt dann endlich die komplette Ausuferung. Wenn das Gesicht eines Kindes mit seiner Maske verschmilzt und allerhand Vieh aus dem Kadaver krabbelt wird das Finale eröffnet.
Und wieso der Film ohnehin auf jeden Verstand von Stringenz, Erwartung oder Mythos scheißt, ist das Finale so brachial gut, dass sich auch nach Abspann der Two more days to Halloween Jingle in Kopf weitergespielt. Klar, ein guter Film ist Halloween 3 nicht, denn er steigt und fällt mit der Erwartungshaltung. Aber er hatte den Mut ein Phänomen in eine andere Richtung zu lenken und tut dies mit Konsequenz. Und das muss in diesem Falle honoriert werden.
Empfehlenswert für Halloween weil: Masken, Kostüme, leuchtende Kürbisse. Wer sich vom maskierten Hünen loslösen kann, bekommt hier ein ungewöhnliches filmisches Experiment geboten, mit einigen Zutaten, die 1978 für die Geburt einer Ikone sorgten, nur eben ohne Ikone selbst. Das wird polarisieren, mitunter sehr verärgern, aber man sollte ihn gesehen haben um darüber zu reden.
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