Alles hat ein Ende, nur Michael hat keins. Doch wenn es nach David Gordon Green geht, hat er es sich endlich verdient. Zumindest, wenn man dem Titel trauen kann. Doch wie kann eine Filmreihe beendet werden, die über das unsterbliche Böse handelt? Wir präsentieren das Finale von Greens Trilogie: Halloween Ends.
In Halloween von 2018 durfte Michael Myers nach Haddonfield zurückkehren, um Laurie nach 40 Jahren wieder heimzusuchen. In Halloween Kills wurde jene Nacht fortgesetzt mit enormen Body Count und gehetzten Bürgern, die eine plakative Verarbeitung der Trump-Ära darstellen möchten. Nun, in Halloween Ends, ist jene Nacht bereits vier Jahre her. Übrig geblieben ist eine traumatisierte Kleinstadt, die noch immer mit dem Massaker zu kämpfen hat. Suizide, Nachahmer, Aggressionen und Erschütterungen zeichnen eine kaputte Gesellschaft, die ein warmes Miteinander und die eigene Stabilität schon längst verlernt hat. Inmitten dessen ist Laurie, versuchend ein ausgewogenes Leben gemeinsam mit ihrer Enkeltochter zu verbringen. Doch das böse schläft nie, ebenso wenig wie Michael.
Also, was hat uns Halloween Ends zu erzählen? Ähnlich, wie in Halloween IV – Der Fluch des Michael Myers wird das Böse als eine Art Virus interpretiert, das sich jederzeit einen neuen bzw. weiteren Wirt suchen könnte. Mit dieser Prämisse und Vorahnung spielt der Horror-Blockbuster überaus gekonnt. Besonders die erste Hälfte des Filmes schafft viele Andeutungen, die mit der Erwartung seines Publikums spielen. Gleichermaßen wird innerhalb von Greens Trilogie erstmals der Mythos auf interessante Weise interpretiert und fortgesetzt (selbstverständlich nur im Verhältnis zum Rest des Franchises gedacht). Denn hier traut sich der Film an etwas, von dem sich seine beiden Vorgängerfilme mit Widerwillen distanziert haben: Kreativität und Eigeninitiative.
Die Entscheidung, den Trilogieabschluss mit einem solchen Plot zu bestücken mag ganz sicher polarisieren, doch kann man an der Idee durchaus einiges an Gefallen finden. Doch eine gute Idee macht noch lange keinen guten Film aus, womit wir zu seinen großen Schwächen kommen: Halloween Ends bemüht sich um zahlreiche Fragezeichen, Red Herrings und Twists. Dabei ist jegliches Mittel dafür so überkostruiert, dass es selbst für ein Horrorfranchise wie Halloween erschreckend unglaubwürdig ist. Jeder Haupt- und Nebencharakter, der es auch nur wagt eine Dialogzeile in den Mund zu nehmen, ist so überzeichnet und zweckhaft geskriptet, das jegliche Eskalationen und Konfrontationen zwischen den Charaktere oder erzeugte Emotionen beim Zuschauer als ein einziger Krampf erzwungen wird. Nicht mal einen Hauch von Authentizität und glaubwürdiger Tiefe besitzen Greens Charaktere. Stattdessen ist jedes Drama Mittel zum Zweck ohne dass ein Mal ein Zeichen geweckt wird, dass hier eine tatsächliche Auseinandersetzung mit seiner Thematik versucht wurde. Und wenn das doch der Fall gewesen ist, dann besitzt wohl keiner der Autoren ein Talent für dessen Umsetzung.
Ein großes Plus hingegen ist der Einsatz von Gewalt und Gore in Halloween Ends, der aufgrund seiner gezielten Sparsamkeit, aber auch wegen seiner Inszenierung der mitunter beste Part des Filmes ist. Das absolute Highlight stellt eine Szene innerhalb einer Radiostation dar, die einen der besten Kills des gesamten Franchises besitzt. Doch auch der Versuch einer stimmigen Atmosphäre sollte nicht außer Acht gelassen werden. Immerhin schafft die erste Stunde (vielleicht auch die ersten zwei Drittel) des Filmes eine Rhythmik, die durchaus Interesse und leichte Spannung erzeugen kann – besonders dank seiner erfrischenden inhaltlichen Herangehensweise. Doch diese Lichblicke verpuffen recht schnell, wenn sich der Film seinem Finale nähert. Und wenn er die meisten seiner Charaktere sprechen lässt. Und versucht emotionalen Anspruch zu erzeugen. Und wenn er irgendeine Art von psychologischer Authentizität erzählen möchte. Und und und.
Empfehlenswert für Halloween, weil David Gordon Green das monotone Desaster seines Vorgängers deutlich umdenkt und dabei sowohl atmosphärisch ist, als auch einen der besten Kills des gesamten Franchises inszeniert. Wäre die erfrischende Herangehensweise mit einem handwerklichen Gespür umgesetzt worden, hätten wir vermutlich einen der besten Halloween-Teile der Filmreihe bekommen. Doch so ist es zwischenzeitlich und besonders in seinem Finale ein enormer Misserfolg geworden. Lasst uns damit hoffen, dass Green und sein Autoren-Buddy Danny McBride nie wieder in ihrem Leben ein Schreibprogramm benutzen werden.
Regie: David Gordon Green
Drehbuch: David Gordon Green, Danny McBride, Paul Brad Logan, Chris Bernier
Produktion: Malek Akkad, Jason Blum, Bill Block
Darsteller: Jamie Lee Curtis, Andi Matichak, Rohan Campbell, James Jude Courtney, Will Patton
Altersfreigabe: ab 18
Laufzeit: 111 Minuten
Veröffentlichungsjahr: 2022
Budget: 20 Mio. USD
Box Office: 58,4 Mio. USD (Stand: 18.10.2022)
Alle Bildrechte obliegen dem Verleih ©Universal Pictures.