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Heilstätten

von Sean Theumer

Ein Horrorfilm vom Regisseur von Kartoffelsalat. Any Questions? Natürlich ist der erste Gedanke, der bei diesen Umständen sofort in den Kopf schießt, ein filmischer Totalausfall. Heilstätten schneidet in die gleichen Kerbe nur, dass diesmal keine Youtuber die Protagonisten spielen, fiktive Youtubestars sind diesmal die Protagonisten, die eine 24 Stunden Challenge in den ehemaligen Heilstätten in der Nähe von Berlin machen wollen. Wenn euer Gedanke auch jetzt noch zwischen „Interessiert mich nicht die Bohne“ und „Filmischer Totalausfall“ pendelt, werdet ihr überrascht sein.

Ja, Heilstätten ist kein großartiger Film, aber er ist konsequent. Das deutsche Genrekino befindet sich seit Ewigkeiten im Stillstand, so wirkt es zumindest, wenn man sich die großen Kinoproduktionen anguckt. Gerade der Bereich Horror wirkt in unserer Filmlandschaft arg vernachlässigt und so ist es zumindest schon mal eine Wohltat, dass Michael David Pate hier einen waschechten Horrorfilm in die Kinos brachte, der jeglichen Humor spart und gegen Ende zur harten und konsequenten Abrechnung wird. Das einzige Problem ist, und das ist besonders beim Horrorfilm fatal, dass sein Horror nicht funktioniert.

Als 2008 mit Paranormal Activity die erneute Entdeckung des Found Footage Genre kam, probierten sich Regisseure aus, ihre Filme besonders ökonomisch zu drehen. Aus logischer Folge wurde der Markt dermaßen von Filmen dieser Art übersättigt, dass dieses eigentlich vielversprechende Subgenre für eine direkte Abneigung sorgte. Und genau da fällt Heilstätten aus der Zeit. 10 Jahre sind vergangen und wir haben nahezu alles Spannungs- und Schreckmöglichkeiten gesehen. Dem Horror in Heilstätten fehlt es an echter Wirkung. Es ist angenehm, dass man uns nicht versucht mit Jump-Scares bei der Stange zu halten, nur leider kommt nur ein Einziger davon wirklich überraschend. Viel mehr schwächelt es an den verwackelten Bildern und dem hysterischen Geschrei der Protagonisten.

Heilstätten

Was jedoch als ordentliche Überraschung anzusehen ist, ist die Kritik an YouTube- Stars und deren Zuschauer. Hier werden nicht nur die „Idole“ verteufelt, die sich für den Ruhm und die Bekanntheit in die waghalsigsten und dümmsten Aktionen stürzen, sondern auch die Zuschauer die auf der Suche nach dem größten Nervenkitzel sind. Den Zeitgeist treffen gibt es hier eine Identifikationsfigur, eine Beauty-Vloggerin, zwei Pranksters und und und. Heilstätten versucht auch gar nicht, diese Kritik möglichst subtil zu verbreiten, sondern startet direkt mit mit einem Machtwort und hat nach seinem finalen Twist die endgültige Abrechnung parat.

Nur so viel gesagt: Heilstätten eskaliert im Finale zu einem beinharten und blutigen Horrorfilm und schafft mit seinem Twist eine wundervolle Meta-Ebene, die dem vorherigen Film einen doppelten Boden spendieren. Sicher ist der Twist an sich nicht neu, doch offenbar hatte da jemand richtig Lust das bisher Gesehene auf links zu drehen. Und genau an dem Punkt macht Heilstätten auch am meisten Spaß. Als pure Eskalation. Heilstätten überzeugt weniger als Horrorfilm, denn in diesen Punkten hat er gravierende Schwächen, doch als flotter Kommentar und mit einer 180 Grad-Wanderung im Finale gibt es hier temporeiche 85 Minuten mit überraschend guten Darstellern. Kein Überflieger, aber besser als erwartet!

Heilstätten erscheint nur als DVD!

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Die Bildrechte obliegen dem Verleih ©20th Century Fox

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