Inmitten der dritten und letzten Phase des Film noirs, die vom Drehbuchautor und Filmkritiker Paul Schrader als „Phase der psychotischen Handlungen und selbstmörderischen Triebe“ getauft wurde, findet sich ein besonders finsterer Vertreter der Reihe wieder: Heißes Eisen (Originaltitel The Big Heat) vom österreichisch-deutschen Regisseur Fritz Lang.
Der Polizist Tom Duncan begeht bei sich zuhause Suizid inmitten der Nacht. Überzeugend durch die Klarheit des Sachverhaltes scheint der Fall keine Aufmerksamkeit zu benötigen, doch Dave Bannion (Glenn Ford) vom Morddezernat verspürt eine bislang unentdeckte Tiefe. Sein Weg führt ihn in die großstädtische Unterwelt, in der Korruption und Gewalt Hand in Hand gehen.
Fritz Lang ist bekannt für seine düsteren Stoffe. Nicht ohne Grund zählt sein bekanntestes Werk M – Eine Stadt sucht einen Mörder zu eines der einflussreichsten Thriller der Filmgeschichte. Gleichermaßen ist Lang ein Vertreter des expressionistischen deutschen Kinos, das wiederum seine tiefgehenden Einflüsse auf den klassischen Film noir hatte. Damit überrascht es wohl keineswegs, dass Lang nach seiner Flucht vor den Nazis und seiner Niederlassung in den USA auch selbst Teil der Strömung wurde. Und tatsächlich ist Heißes Eisen nicht Langs erster Film noir. Bereits sein 1944 veröffentlichter Film Gefährliche Begegnung und die meisten darauffolgenden Arbeiten von ihm werden zum Kanon gezählt. Doch The Big Heat wurde letzten Endes sein bekanntester Beitrag – und das nicht ohne Grund.
Bereits in seinen ersten Szenen wird das zügige, schnörkellose Erzähltempo präsentiert, das man in dieser Form nicht einmal von Howard Hawks und seinem noir-Titanen Tote schlafen fest kennt. Dabei wird nicht nur die nach Außen tragende Verschachtelung von Figuren und Handlungsströmen deutlich. Gleichermaßen ist es auch eine perfekt funktionierende, auf den Punkt bringende Präsentation der Schlüsselfiguren, und mittendrin der Vollblutpolizist und geliebte Ehemann Bannion.
Aus heutiger Sicht mögen die Mittel des Filmes keinesfalls überfordernd für ein modernes Publikum wirken, doch besonders im Vergleich zu gleichaltrigen Spielfilmen besitzt Heißes Eisen ein bemerkenswertes Tempo. Nur selten gewährt er seinem Protagonisten einen Ruhepunkt. Doch selbst an vermeintlich sicheren Orten bleibt er seiner erzählerischen Konsequenz standhaft und lässt die Hauptfigur, wie auch den Zuschauer in eine düstere Abwärtsspirale fallen. Der Höhepunkt seiner filmischen Härte mündet im letzten Drittel, das (ohne zu Spoilern) seinem Film noir-Stempel mehr als gerecht wird und in das Leben seiner Figuren so ungehemmt eingreift, dass der Film nicht nur aufgrund seines Alters mit jenen Wendepunkten und drastischen Maßnahmen überrascht. Dabei bleibt Lang sehr nah an dem Leid seiner Charaktere, was die Dramaturgie des Filmes besonders aufgrund der getriebenen Handlung und den Milieuschilderungen, wie auf den kontrastierenden Milieudifferenzen schafft.
Zugegeben, wie beinahe alle klassischen Film noirs ist auch Heißes Eisen keine schwere Kost in Zeiten unserer gegenwärtigen Sehgewohnheit. Trotzdem ist ihm seine Düsternis und erzählerische, wie auch inszenatorische Konsequenz heute noch anzurechnen. Fritz Lang ist eben ein Meister seines Fachs und weiß mit beklemmenden Storys umzugehen. Ganz so abgründig ist der Krimi natürlich nicht, denn die Hollywood’sche Schlagfertigkeit seines Protagonisten sorgt für vielreichende Auflockerungen. Denn selbst wenn der Teufelskreis sich schließt und fortsetzt, Bannions singemäßer Befehl bleibt (vermutlich aus genau diesem Grund): „Keep the coffee hot.“
Black Friday: Jeden Freitag ein klassischer Film noir aus der schwarzen Serie.
Regie: Fritz Lang
Drehbuch: Sydney Boehm nach einer Geschichte von William P. McGivern
Produktion: Robert Arthur
Darsteller: Glenn Ford, Gloria Grahame, Alexander Scourby
Altersfreigabe: ab 16
Laufzeit: 89 Minuten
Veröffentlichungsjahr: 1953
Budget: unbekannt
Box Office: 1,25 Mio. USD (in den USA)
Alle Bildrechte obliegen dem Verleih ©Sony Pictures.