Anfang der 2000er kreierte Guillermo del Toro mit seiner Vision von Hellboy eine von fantastischen Sets und Kreaturen angereicherte Comicverfilmung, die völlig zurecht weltweit Fans fand. In seiner noch besseren Fortsetzung mit shakespearischer Dimension verschmolz er praktische Sets mit CGI und scheiterte damit leider am Box Office. Nachdem mehrmals das Interesse seinerseits bestand einen weiteren Film zu drehen, wurden diese Pläne recht schnell eingestellt. Dann kam eine in der heutigen Filmwelt komplett neue Idee: Ein Reboot. Mit R-Rating, damit auch die Gorebauern ordentlich Kasalla bekommen. Und das Ergebnis liegt seit letzter Woche mit Hellboy – Call of Darkness im Heimkino vor.
Direkt vorweg: Neil Marshall ist ein fantastischer Regisseur, der den Genrefilm mit seinem Erstlingswerk Dog Soldiers in einer tolle Richtung entwickelte. Seine Liebe zu Mad Max, die Klapperschlange und Co. offenbarte er im Endzeit-Kracher Doomsday. Relativ schnell nach Erscheinen von Hellboy – Call of Darkness im April dieses Jahr erzählte er in Interviews, dass dieser Film mit seiner Ursprungsvision rein nichts mehr zu tun hat. Und das Endergebnis ist gelinde gesagt absolut furchtbar.
Es gibt nichts schlimmeres als ein Reboot mit R-Rating anzukündigen und alles was bei diesem Rating herauskommt ist sadistische Gewalt. Und weswegen? Naja einfach weil Gewalt in einen R-Rated Film gehört oder nicht? Neben absolut furchtbarem Pacing, dass ausschließlich aus Exposition→schlechter Song→zerschnittene Actionszene mit animierter repulsiver Gewalt→Exposition… besteht, sorgen die Darsteller für weitere Tiefpunkte. David Harbour strengt sich sichtlich an, leider gibt ihm das Drehbuch außer Schimpfwörter und exzessiven Alkoholkonsum rein gar nichts. Von einer sympathischen Coolness wie sie Ron Perlman noch bot, ist nichts mehr übrig geblieben. Milla Jovovich ist wie immer, was kein Kompliment ist. Und Sasha Lane, die in American Honey eine überragende Leistung geliefert hat, ist verschenkt bis zum geht nicht mehr.
Doch gut, neben der strotzenden Männlichkeit hätte sich doch wenigstens eine richtige Gaudi ergeben können oder nicht? Wäre Hellboy – Call of Darkness nicht so stinklangweilig inszeniert und lieblos montiert wäre das alles kein Problem gewesen. In zwei Sequenzen blitzt das Potenzial tatsächlich auf, welches sich in diesem Tohuwabohu verbirgt. In einem One-Take indem sich Hellboy mit Trollen prügelt und eine Sauerei veranstaltet. Und wenn er Baba Yaga in ihrem Haus besucht. Hier dominiert das praktische Set und das atemberaubende Creature Design. Und neben diesen 5 Minuten? Zwei Stunden völlig verschwendete Lebenszeit.
International floppte Hellboy – Call of Darkness und womit? Mit Recht. An allen Ecken und Kanten merkt man die problematische Produktion und die Lustlosigkeit der Beteiligten. Was del Toro aus einem dritten Film gemacht hätte steht in den Sternen, doch hätte er sich nochmal so gesteigert würde Hellboy 3 eventuell in den Bestenlisten des Jahres auftauchen. Hellboy – Call of Darkness dominiert die Worst-of Listen. Und auch hier wieder völlig zurecht.
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