Hellraiser von Clive Barker gilt in Fankreisen ebenfalls als ein Meisterwerk. Zudem verhalf er Doug Bradley und seine verkörperte Figur Pinhead zum Kultstatus. Für die diesjährigen 31 Days of Fright beschäftigen wir uns auch endlich mit dem Tör zur Hölle.
Wenn man Hellraiser vor allem heute das erste Mal sieht, bemerkt direkt aus welcher Zeit er entsprang. Aus den späten Achtzigern, als Splatter noch mit allerhand selbstgebastelten Wunden, Kosmetik und Prothesen inszeniert wurde. Das sorgt direkt zu Beginn für Sympathie, denn auch wenn der Film mittlerweile etwas aus der Zeit gefallen wirkt, erwärmt er das Herz des Genrefans. Es dauert keine 5 Minuten bis ein Mensch in seine Einzelteile zerlegt wird und Pinhead auf dem blutbesudelten Dachboden versucht ein Gesicht im Matsch zu rekonstruieren. Jedoch hört sich das witziger an als es im Film letztendlich verkauft wird.
Denn wenn Hellraiser eindeutig ein Problem hat, dann ist es seine Ernsthaftigkeit. Nachdem Sam Raimi mit Knete, Schleim und Eingeweiden eine Waldhütte deformierte und das im gleichen Jahr wie Hellraiser mit seiner Fortsetzung Tanz der Teufel II – Jetzt wird noch mehr getanzt ins Absurde parodierte, serviert Barker im Prinzip den gleichen Spaß mit seiner übertriebenen Blutwurst, doch injiziert seinem Film kein Humor oder Spaß abseits der Gore-Eskalationen. Das sollte keinesfalls missverstanden werden, denn enorm verschlechtern tut es den Film nicht.
Seinen Spaß erzielt er aus seiner Szenenmontage. Da ist es nicht unüblich, dass Szenen eines sich liebenden Paares parallel auf die blutige Penetration einer Hand durch einen in der Wand geschlagen Nagel geschnitten wird. Doch mit zunehmender Laufzeit verkommt Hellraiser auch zu überladenem Getöse, wenn in den letzten Minuten Ereignis auf Ereignis folgt und die Fratzen und Kostüme der Xenobiten nahezu sekündlich ins Gesicht der Zuschauer springen, während es zuvor mehr als eine Stunde dauert bis sie zum ersten Mal auftauchen.
Was bleibt ist eine in die Jahre gekommene Fiesta entstellter Fratzen, dysfunktionaler Beziehungen und Blut mit einem Pinhead, der eher bellt statt beißt. Sicher nicht das was man sich von der Vorlage oder den Großteil der Stimmen vorstellt, doch eine sympathische Gaudi mit dem Herz am rechten Fleck. Es bleibt jedoch der Gedanke, dass Barker mit Hellraiser nicht das gesamte Potenzial des Wahnwitzes ausschöpft, dass in dem Grundgedanken steckt.
Empfehlenswert für Halloween weil: Hellraiser ist ein Klassiker und zudem ein Film, der vor 31 Jahren ordentlich auf die Pauke gehauen hat. Heute wirkt er etwas altersschwach, doch kann mit praktischen Effekten und einem interessanten Schnitt überzeugen. Das gefundene Fressen für einen Retro-Filmabend im Sinne des Horrors.
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