Drew Pearce kennen wir vorwiegend als Drehbuchautor von Iron Man 3 und Mission Impossible: Rogue Nation. Mit Hotel Artemis legt er nun sei Regiedebüt vor und demonstriert seine Fähigkeiten. Während uns der Kinostart erst an diesem Donnerstag bevorsteht, hat der Film seine Probe am Box-Office bereits hinter sich gebracht. Er floppte sagenhaft mit knapp 7.000.000$ bei einem Budget, das mehr als doppelt so hoch ist. Ist dieser Fakt nun ein Indiz dafür, dass die filmische Qualität von Hotel Artemis keine große Aufmerksamkeit verdient?
Betrachten wir dafür erst einmal das, was direkt an der Oberfläche sichtbar ist. Wir haben einen monströsen Cast mit Leuten wie Jodie Foster, Charlie Day, Sofia Boutella, Zachary Quinto, Sterling K. Brown, Dave Bautista und Jeff Goldblum. Wir haben mit Cliff Martinez einen der besten Komponisten für die Stimmung von Hotel Artemis. Doch wie gut kann ein Regiedebütant diese Faktoren zu einem gelungenen Ganzen zusammenfügen? Um es direkt zu sagen, Hotel Artemis hat offensichtliche Schwächen, die sich bei der Beurteilung definitiv nicht ausblenden lassen, aber ist gleichzeitig ein ambitionierter und motivierter kleiner Film, der mehr Beachtung verdient hat. Mit einem Bruchteil des Budgets eines riesigen Blockbuster-Franchises enstand ein Hybrid aus Science Fiction, Action und Film Noir, der anders als seine Trailervermarktung keinen Wert auf Dauerbeschallung legt, sondern seine Protagonisten in einem Katz und Maus mit vielen Dialogen aufeinander loslässt.
Das ist jedoch gleichzeitig der erste Stolperstein. Hotel Artemis beginnt mit einem bleihaltigen Banküberfall, begleitet von einem pumpenden Score. Direkt danach erhebt sich die Hotelmutti aus ihrem Bett, schmeißt Tabletten mit Whiskey in ihren Kreislauf, steckt sich die Kopfhörer ihres 80er Discman in die Ohren und sagt: „Ein ganz normaler Mittwoch“ während California Dreaming von The Mamas and The Papas beginnt zu spielen und die Titlecard die Leinwand füllt. Diese Dynamik, dieser Stil auf 90 Minuten balanciert hätten aus Hotel Artemis ein Meisterwerk gemacht. Danach braucht der Zuschauer jedoch erstmal eine Umgewöhnung, denn alle Einflüsse fallen ab jetzt nur noch in Dialogen und reduzierter Umgebung auf die Netzhaut. Dabei verstrickt sich Pearce leider oft in gestretchte Subplots und gibt den uninteressanteren Charakteren die meiste Screentime. Das fühlt sich in seinen besten Momenten wie ein moderner Reservoir Dogs an, in seinen Schlechtesten jedoch wie eine Treckerfahrt von Hamburg nach München.
Am Ende, wenn alle Pfäden mehr oder weniger forciert zusammenlaufen explodiert Hotel Artemis endlich, bietet einen tollen Kampf in einem Korridor und lässt seine Geschichte mit einem offenen Ende auslaufen. Die Frage inwiefern das bulliger und konstanter in seiner Wirkung gegangen wäre bleibt jedoch trotzdem. Auch muss man sich beim Abspann die Frage stellen ob man Hotel Artemis überhaupt noch ein zweites Mal sehen wird. Fest steht jedoch, dass dieser Film Aufmerksamkeit verdient hat, auch wenn die schwitzigen Temperaturen sicherlich niemanden ins Kino locken werden. Ja, hier trifft viel verschwendetes Potenzial auf lockere Coolness und grandiose Lichtblicke. Ja, das Endprodukt wird sicher polarisieren. Aber bitte gebt solchen kleinen Filmen fernab von Sequels, Remakes und deutschen starbesetzten Romcoms eine Chance!
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