Während „Das Schicksal ist ein mieser Verräter“ sich durch ekelhaft manipulative Szenen einen Platz im Herzen der Zuschauer erzwingen wollte und sich durch ein Reißbrett der Klischees arbeitete, spannt Regisseur Alfonso Gomez-Rejon ein ganz anderes Gefährt auf. Nicht nur, dass er nach seinen stilsicheren Meta-Horror-Remake „Warte, bis es dunkel wird) beweist, auch in anderen Genren eine perfekte Contenance zu bewahren, sondern auch zeigt, wie man auf ehrliche Art und Weise Emotionen beim Zuschauer erweckt. Primär ausgeprägt durch audiovisuelle Ausgelassenheit, seien es Einfälle wie ein Intro mit Stop Motion Knettechnik oder tolle kameratechnische Arbeit. Viel wichtiger ist es jedoch, wie die Charaktere inszeniert werden und deren unbedingte Freundschaft, denn anstatt auf den Klischeezug aufzuspringen und die Geschichte nach altbewährtem Muster zu erzählen (was sich gegen Ende natürlich nicht gänzlich vermeiden lässt) ist der Film eine berührende tragikomische Ode an das Leben selbst, mit all den Licht und Schattenseiten.
Ohne zu viel überbordenden Pathos inszeniert, und erfreulich undramatisch erzählt, gelingt es dem Film deutlich besser zu überzeugen, als genreähnliche Vertreter. Natürlich kann man sich der Manipulation im Finale und das exzessive Bedienen der Tränendrüse in den letzten 2 Minuten kaum entziehen, aber bis es zu dieser Misere kommt, herrscht eine perfekte Kombination zwischen Comedy und Drama, das perfekte Maß an Skurrilitäten (Sockwork Orange) und der nötige Respekt für seine Figuren die lebensfest verankert sind. Thomas Mann, RJ Cyler und Olivia Cooke spielen toll und demonstrieren das Wechselbad der Gefühle repräsentativ, während es komödiantischen Beistand von Nick Offerman gibt und einen herrlichen Charakter von Jon Bernthal, der hier seine raue Attitüde etwas auf Sparflamme setzt um derzeit als Punisher in der Marvel Serie Daredevil Vollgas geben zu können. Auch wenn „Ich und Earl und das Mädchen“ ähnlich verspielt präsentiert, im Soundtrack etwas zu viel auf Brian Eno setzt und manchmal zu starkem Indiemuster (was perfekt durch das „Wenn dies eine tragische Liebesgeschichte wäre, dann…“ ausgekontert wird) folgt, ist er bedingungslos zu empfehlen. Eine lebensechte Geschichte, über die man lachen und weinen kann und bei der man nie vergisst, wie wichtig die Freundschaft für das Leben ist und wie erträglicher dadurch das Überwinden von Hürden wird, auch wenn man eventuell keine Chance hat diese zu überstehen.
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