Was passiert wenn eine blinde Ausnahmepianistin einen Mord mitbelauscht? Richtig, sie wird in die tiefe Unterwelt von London gezogen, voller Lügen, Intrigen und Täuschungen.
Und das fängt tatsächlich relativ gut an, denn der Einsatz von Geräuschen bietet ein recht immersives Erlebnis um das Gespür der Protagonistin ordentlich zu „visualisieren“ und die Handlung hat durchaus das Potenzial für lockere Thrillerunterhaltung. Das bleibt zwar immer an der Oberfläche und bietet Stereotypen soweit das Auge reicht, doch Natalie Dormer schafft es durch ihre schauspielerischen Fähigkeiten bei Laune zu halten. Doch so gut das Potenzial letztendlich aussieht, was nach einer guten halben Stunde mit In Darkness passiert ist unvorhersehbarer als jeder neunmalkluge Twist der im Laufe der Zeit an den Zuschauer verkauft werden soll.
In Darkness legt einen kompletten Sturzflug hin und denkt, es sei schlauer, als es tatsächlich ist. Es fällt nicht nur schwer die Beziehungen der Figuren nach zu vollziehen sondern auch komplettes Unverständnis diverse Aktionen in ihrer Rationalität verstehen zu können. Nebenbei gibt es in tonaler Unausgegorenheit auch Momente die im kompletten qualitativen Kontrast stehen. Aus dem Nichts ergibt sich einen Entführungssituation und Ed Skrein explodiert zu einem wahren Actionhelden, wenn er in einem One-Take anfängt die Entführer bestialisch zu ermoden. Doch hätte es sowas gebraucht?
Als schmackhafter Eye-Candy ist das temporär sicherlich eine erfreuliche Angelegenheit, doch ergibt diese Szene in seinem Kontext überhaupt keinen Sinn. Denn direkt danach verkommt In Darkness wieder zur einschläfernden Spannungsschmonzette. Die Charaktere sind nur halb fertig und Plotpunkte werden einfach in die Mischung geworfen, dass es ihnen an kohärenter Identität mangelt. Vielleicht werden das hartgesottenen Dormer Fans dadurch nichts ausmachen – wenn man das haarsträubend absurde Twist-Ende in seiner Ernsthaftigkeit ohne Lachtränenanfall übersteht -, aber das weckt keinerlei Begeisterung.
In Darkness hat viel Zeit, Geld und Mühe gekostet und ist technisch sehr kompetent in Szene gesetzt, aber selten gab es im letzten so viele Klischees, gepaart mit schlechten Charakteren und einem solch abstrusen Ende. Schade für die Verschwendung an Talent.
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