Into the Forest zeigt die dystopische Vision einer Welt, in der die Stromversorgung ausgefallen ist und ebenfalls fossile Brennstoffe zu einem raren Güter geworden sind. Im Mittelpunkt stehen die Schwestern Nell und Eva, die in ihrer abgeschiedenen Waldhütte fortan allein überleben müssen.
Es ist der absolute Horror, sich eine Welt vorzustellen, in der wir ohne Strom und Benzin auskommen müssen. Wir würden die materiellen Dinge besitzen, die uns vor dem Zusammenbruch irgendwie glücklich machen konnten und uns den Kontakt zur Außenwelt durch unsere überteuren Smartphones sicherten, aber sie wären nutzlos. Wer jedoch einen interessanten Diskurs über die Situation oder die Auswirkungen auf die Gesellschaft führen möchte, sollte das in ruhiger Diskussionsrunde machen, denn Into the Forest ignoriert die großen Bilder und setzt auf Minimalismus. Abgeschieden von der Außenwelt sieht auch der Zuschauer nur das, was in der Waldhütte passiert, die mit einer vollen Vorratskammer und ordentlich Restbenzin dem Paradies auf Erden gleicht. Im Fokus steht das von Ellen Page und Evan Rachel Wood verkörperte Geschwisterpaar, die sich nach dem Unfalltod ihres fürsorgenden Vaters alleine durch das Szenario kämpfen mussten. Dafür, dass es sich bei into the Forest um ein eher ruhiges Melodrama handelt, ist die Inszenierung dieses Unfalls jedoch so distanziert, dass die emotionale Auswirkung auf den Zuschauer eher eine schulterzuckende Reaktion ist. Generell gelingt es Regisseurin Patricia Rozema nicht einen guten Flow zu entwickeln, was dazu führt, dass sich der Film neben einigen recht intensiven Szenen überwiegend doch nur schleppend Richtung Ende bewegt.
Diese bedrohlichen Szenen ergeben sich aus dem Nichts, Handlungsstränge werden aus dem Nichts aufgegriffen und direkt wieder fallen gelassen. Nell verliebt sich auf einer Feier in Eli und muss diesen am selben Abend jedoch noch verlassen, da ihr Vater sie abholt. Die gesamte Beziehung oder die Gefühle sind nun für eine Dreiviertelstunde nicht mehr relevant, obwohl das Gefühl der Liebe stets existent war. Als Eli plötzlich jedoch wieder vor der Tür steht, flammt diese Liebe wieder auf, auch wenn der Kerngedanke des Besuchs eigentlich die Flucht war. Wenn beide die Hütte im Wald verlassen bemerkt Nell jedoch, dass sie nicht ohne ihre Schwester kann. Als Schlüsselmoment, in der dieser besondere Draht der Schwestern aufflammt, ist das sicherlich relevant, der gesamte Plot mit der Beziehung löst sich jedoch erneut zu Staub auf und kommt nicht wieder vor. Das verstärkt erneut das Gefühl, dass Into the Forest nur solide vor sich hinplätschert und besonders von seinen beiden starken Hauptdarstellerinnen lebt. Into the Forest hat tolle ruhige Bilder, mit einer Vergewaltigung sogar eine ziemlich ekelerregende und bedrückende Sequenz zu bieten, aber die Narration plätschert so gediegen vor sich hin und findet ein plötzliches Ende, dass sich erneut nur ein normales Schulterzucken entlädt. Und das, obwohl es eigentlich toll ist, dass ein bedächtiges Charakterdrama den effekthascherischen Bildern vorgezogen wird. Was Into the Forest letztendlich daraus macht ist leider nur Mittelmaß, bei dem das Potenzial gelegentlich energiegeladen aufflammt.
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