Jugend ohne Gott ist die gleichnamige Verfilmung des im Jahre 1937 erschienenen Jugendromans von Ödön von Horváth. Adaptiert wurde die Geschichte jedoch nicht auf Grundbasis von faschistoidem Rassismus, wie es auch im Buch der Fall ist, sondern in eine Dystopievision in naher Zukunft, indem es Klassenunterschiede zwischen Jugendlichen gibt. Richtig gehört! Statt eine spannende Aufarbeitung der Vergangenheit entschied sich Alain Gsponer dazu, Jugend ohne Gott wie jede übliche Young Adult Romanverfilmung zu inszenieren, da es für Jugendliche somit viel attraktiver ist.
Auf der DVD gibt es einen großen Sticker der härtesten Filmredaktion Europas (nuff said), die Jugend ohne Gott als spannende Variante von Die Tribute von Panem anpreisen. Ja, also das ist doppelt falsch. Spannend ist Jugend ohne Gott nicht einmal im Ansatz und mit Die Tribute von Panem hat der Film genau so viel zu tun wie Jannik Schümann mit Schauspiel. Die besten Leute einer Abschlussklasse wollen einen Platz an einer Elite-Hochschule bekommen und treten so in einem Assessment Camp gegeneinander an. In total harmlosen Team-Spielen versteht sich, deswegen wohl auch der Vergleich mit Die Tribute von Panem. Wer jetzt bereits den Trailer kennt, kennt auch schon den gesamten Film.
Zach verliebt sich in Ewa, Nadesh weiß davon und dann gibt es noch einen Mordfall. Doch das ist alles so stotternd erzählt und auf 114 Minuten gestreckt, dass man problemlos zwei Szenen überspringen kann und den Pfaden noch immer nicht verloren hätte. Jugend ohne Gott wirkt wie ein Jugenddrama, das problemlos in einem Problemviertel spielen könnte. An Themen wie Ausgrenzung durch selbstdefinierte Ideale, verbotenen Liebe oder Jugendkriminalität hat man sich mittlerweile satt gesehen. Das Einzige, das an Jugend ohne Gott positiv anzumerken ist, sind Kameraarbeit und Soundtrack. Auch wenn Komponist Enis Rotthoff sich mehrmals vom Score von Deus Ex: Human Revolution inspirieren lassen hat. Ansonsten ist Jugend ohne Gott ein wandelndes Klischeebündel mit durchwachsenen Leistungen der Darsteller, das in anderen Händen vielleicht ein aktuell politisches Lehrstück geworden wäre. Leider ist der Roman noch immer aktueller denn je.
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