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Kinder des Zorns

von Robin Längert

Die Verfilmungen von Stephen Kings Büchern stehen eher selten für hochwertige Filmkunst. Viel öfter sind sie zu zweitklassigen Kinofilmen oder gar zu TV-Filme verkommen. Die Adaption seiner Kurzgeschichte Children of the Corn findet sich ebenfalls in der zweiten Reihe wieder, doch hat einiges mehr zu bieten als vermutet.

Urplötzlich bringen die Kinder der Kleinstadt Gatlin alle einwohnenden Erwachsenen auf brutale Weise um. Drei Jahre später (am 31. Oktober) verirrt sich ein Pärchen in jene Ortschaft und wundert sich über ihre geisterhafte Leere – bis die Kinder auftauchen.

Kinder des Zorns beginnt mit einem radikalen Opening, das in einem Café den Massenmord an die Erwachsenen zeigt. Auf explizite Gewalt wird hier zwar verzichtet, doch rein natrativ bietet es einen gesunden Boden für den Horrorfilm. Die beiden Hauptfiguren, das in Gatlin verirrte Pärchen, werden überraschend gut von Linda Hamilton (Übrigens: Im selben Jahr erschien James Camerons Terminator mit Hamilton als Sarah Connor.) und Peter Horten gespielt. Das liegt wahrscheinlich an den authentischen Dialogen, die die Figuren in einem Horrorfilm einmalig rational reden und hinterfragen lassen. Das ist bei einem über 35 Jahre alten Gruselfilm überaus angenehm und bewundernswert, schaut man sich doch die vielen anderen Fright-Beiträge aus den Achtzigerjahren an.

Auch wenn Regisseur Fritz Kiersch rein formal keine Schocks oder Gändehaut erzeugen kann, diskutiert der Inhalt des Filmes ein verstörendes Thema. Es ist die Frage nach der Radikalisierung von Kindern, die streng religiös, sektenartig oder okkultistisch erzogen und mit jeglicher Verbindung zur Außenwelt abgekapselt werden. Denn es sind eben Kinder, die weitaus formbarer als Erwachsene sind, deren denken früh gelenkt werden kann. Das alleine ist beängstigend genug, um Kinder des Zorns eine Art von gutem Alterungsprozess zuzuschreiben. Leider wird der Diskurs nicht konsequent fortgesetzt und verliert seinen Fokus brachial im letzten Drittel, wodurch lediglich billige Spezialeffekte übrig bleiben mit bemalten Flammen und gepitchten Stimmen. Das ist sehr schade, da der Grusel letzten Endes abebbt und nur gering nachwirkt.

Kinder des Zorns brachte ganze sechs Fortsetzungen mit sich und ein Remake, welches widerum selbst zwei Sequels im Schlepptau hat. Es ist schwer vorstellbar, dass die weiteren Filme besser sind, wenn sie denn lediglich an dem Standard des ersten Teils orientieren. Trotzdem ist der erste Film der Reihe empfehlenswert, wenn denn keine hohen Ansprüche gesetzt sind. Charmant und ein wenig beängstigend ist er immerhin.

Empfehlenswert für Halloween, weil die Darstellung von radikalisierten Kindern, die jeden Erwachsenen aus religiösen Motiven ermorden, genug Thrill für einen Halloweenabend bieten kann. Außerdem spielt diese charmant-zweitklassige Stephen King-Verfilmung am 31. Oktober. Das ist doch was!

Regie: Fritz Kiersch
Drehbuch: George Goldsmith
Produktion: Donald P. Borchers & Terence Kirby
Darsteller: Peter Horton, Linda Hamilton, John Franklin
Altersfreigabe: ab 16
Laufzeit: 92 Minuten
Verlöffentlichungsjahr: 1984
Budget: 800.000 USD
Box Office: 14,6 Mio. USD

Alle Bildrechte obliegen dem Verleih ©Capelight.

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