Lady Bird entwickelte sich schnell zu einem Phänomen. Die Regiearbeit von Greta Gerwig spielte allein in Amerika knapp 50 Millionen US Dollar ein, nachdem das Limited Release boomte und der Erfolg bei landesweiter Veröffentlichung weiterhin keine Grenzen kannte. Doch woran liegt es, dass der Coming of Age Film mit Saoirse Ronan bei Publikum und Kritikern so beliebt ist? Bietet er Innovationen im Genre?
Nein, das ist nicht der Grund warum Lady Bird so gut ankommt. Er nutzt die gleichen Mechaniken wie auch schon viele andere Filme zuvor und beleuchtet ein Jahr des Erwachsenwerdens aus der Perspektive eines Mädchen, das momentan in einer der schwierigsten Phase des Lebens steht. Am Ende der Schulzeit. Eine Zeit, in der man Entscheidungen treffen muss, die wohl möglich das gesamte Leben beeinflussen können. Und doch versucht man im Hier und Jetzt alles erleben zu können, was noch auf der imaginären Liste steht. Die Zeit genießen, die Unschuld verlieren, exzessive Partys feiern, aber vor allem Herausfinden wer man ist.
Diese Fragen und Momente fängt Greta Gerwig mit Authentizität ein, die ein intimes Level erreichen, mit dem wir uns letztendlich auch identifizieren können. Saoirse Ronan repräsentiert dabei die Kraft, die das Geschehen antreibt. Ihre Verkörperung von Lady Bird ist grandios gespielt und erreicht den ersten Höhepunkt direkt in der Eröffnungsszene. Ein Streitgespräch zwischen ihr und ihre Mutter, die ebenfalls brillant gespielt wird von Laurie Metcalf, eskaliert so sehr, dass sich Lady Bird aus dem Auto schmeißt. Danach folgt die Titeleinblendung, wobei diese Szene als Wegweiser für Beziehung angesehen werden kann.
Die Situationen und Dialoge erhitzen sich unaufhaltsam bis zum großen Knall und entladen sich in den letzten Minuten des Filmes so emotional, dass auf wir Zuschauer unser Schluchzen nicht mehr unterdrücken können. Klar, Lady Bird hat eine bekannte Struktur und mit Sicherheit Momente, die uns bekannt vorkommen, aber das starke Drehbuch und ein ausgefeiltes Gespür für Inszenierung sorgen für eindringliche Momente und machen den Film zu einem wunderschönen emotionalen Erlebnis, der zurecht so gut bei Kritikern und Publikum angekommen ist.
Hat „Lady Bird“ Chancen in der Kategorie Bester Film?
Ich befürchte hier wird der Film von Greta Gerwig keine Chance haben, denn die Coming of Age Thematik wird in Call Me By Your Name noch toller umgesetzt und gegen die rohe Wucht von Three Billboards Outside Ebbing, Missouri wird Lady Bird erst Recht nicht ankommen können. Dafür sollten wir ihn für das Drehbuch und für die Regie noch lange nicht abschreiben!