Wenn das Drehbuch von einer Autorengröße wie Brian Helgeland verfilmt wird, sind die Erwartungen hoch. Kann Helgeland mit der Umsetzung seines eigenes Skriptes die Messlatte erreichen?
Im London der Fünfzigerjahre machen sich die Zwillingsbrüder Reggie und Ronald Kray (beide Tom Hardy) einen respektablen Namen in der Unterwelt. Beide streben nach Ruhm und hinterlassen im Rausch ihrer Skrupellosigkeit eine Spur aus Furcht und Gewalt – Mittel, die sie in Kauf nehmen müssen, um London beherrschen zu können. Doch im Laufe ihres Aufstieges teilen sich die Gemüter der beiden Brüder.
Ein gelungenes Gangster-Epos sieht man nicht alle Tage, und Helgeland ist besonders für seine beeindruckenden Kriminalfilme bekannt. Schließlich verfasste er die Drehbücher zu „Mystic River“ und „L.A. Confidential“, dessen letzteres sogar mit einem Oscar gekürt wurde. Die auf wahre Begebenheiten beruhende Karriere der Kray-Brüder im Londoner Gangstermilieu bietet ebenfalls großes Potential. Leider schöpft Helgeland dieses mit seinem Drehbuch und eigenhändiger Umsetzung nicht befriedigend aus und schwankt mit seiner Erzählweise zwischen einem humoristischen Biopic und düsteren Thriller. Möglich wäre diese Umsetzung gewesen, würde er nur nicht auf jegliche narrativ herausragende Konsequenzen verzichten und immer wieder zum trivialen Handlungsverlauf kippen. Dadurch hinterlässt die Story keine prägnanten Fußstapfen. Zusätzlich ist die Inszenierung ebenfalls ziemlich trocken und sticht keineswegs zwischen seinen Genrevertretern heraus.
Das große, warme Zentrum des Filmes bleibt im Endeffekt die bravouröse Darbietung vom meisterhaften Tom Hardy. Mit einer beeindruckenden Authentizität hält er durchweg den Kontrast im Erscheinungsbild seiner Doppelrolle und differenziert diese gelungen in ihrem Sprachstil, ihrer Mimik und Körperhaltung. Währenddessen geht der Rest des Casts schnell unter, auch wenn einige gelungene Darstellungen vertreten sind, u.a. von Christopher Eccleston und David Thewlis. Hätte Helgeland mehr Charakter in seine Inszenierung gesteckt, wäre „Legend“ sicherlich ein überaus sehenswertes Gangster-Epos geworden, welches mit Nachhaltigkeit einen angesehenen Platz zwischen seines gleichen hätte einnehmen können. Leider bleibt einzig und allein Tom Hardys Schauspiel Legende. Der Rest ist schnell vergessen.
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