Entstanden aus dem bunten Lokalkolorit der deutschen Vulgärkomödienlandschaft, kann sich Männertag nicht den Vorwürfen verwehren, sich von der 2010er Komödie Kindsköpfe inspiriert zu haben. Eine Gruppe Freunde die sich seit dem Ende der Schule nicht mehr gesehen haben, sollen die Asche eines verstorbenen „Bruders“ an dem Platz verstreuen, an dem sie einst an Christi Himmelfahrt zusammen dem Alkoholismus verfallen sind.
Bereits der Trailer versprach jede Menge derbe Zoten mit ordentlichem Ekelreiz, doch nun muss man eine zwiegespaltene Warnung geben. „Männertag“ bietet keine derberen Sprüche und Aktionen, als im Trailer angekündigt, jedoch auch sonst nicht viel mehr Witz. Mit seinen 91 Minuten ist die Komödie viel zu lang geraten und erlaubt sich im stotternden Motor etliche Verschnaufpausen, die mit dysfunktionaler Situationskomik gewürzt werden sollen, sich jedoch immer weiter in Peinlichkeiten hineinreiten. Da nützt das sichtlich gut gelaunte Ensemble leider auch nichts, wenn die einzelnen Komponenten nicht funktionieren. Männertag funktioniert in seiner Komposition jedoch nicht, möchte er das Komödienklientel mit einer Buddysause genau so zum lachen bringen, wie er sie mit seinen dramatischen Momenten zum Nachdenken anregen will. Seine stereotypisierte Charakterdarstellung hilft ihm da auch nicht weiter, will er doch besonders gegen Ende eine emotionale Komponente etablieren (in Form einer Geschlechtsumwandlung) die natürlich vom „härtesten“ Kopf der Truppe mit einer ekelhaft homophoben Reaktion konfrontiert wird. Natürlich kennt man den Ausgang und rechnet mit einem Friede, Freude, Eierkuchen-Ende, doch das ist nur eines von vielen Beispielen, weswegen Männertag einfach nicht funktioniert.
Neben narrativen und inszenatorischen Unstimmigkeiten gibt es auch vom Pacing arge Probleme. Im Gegenspiel treffen Gespräche über die Vergangenheit auf Kotze und Kaka, milder Humor trifft auf obszöne Kellerraketen (Keller repräsentiert hier eher das Niveau des Humors) und Gespräche über den Wandel der Zeit und der Unzufriedenheit werden ausgekontert indem man dargestellte Thematiken direkt karikiert. Da gibt es den Peter, der sich in seiner männlichen Hülle nicht mehr wohlgefühlt hat und einen weiblichen Körper durchaus bevorzugt, doch ihm wird nie die Chance gelassen es auch seinen Freunden mitzuteilen. In einem Moment dann entschließt er sich, seine Perücke aufzusetzen und mit dieser Gestalt zu seinen Freunden zu gehen, würde doch nicht zufällig die schwulenhassenden Verfolger an den Schauplatz kommen und die Stimmung zum eskalieren bringen. Männertag hat jedoch durchaus auch seine guten Ansätze, nämlich immer dann wenn er die Vergänglichkeit der Zeit thematisiert und den Wert von echter Freundschaft aufzeigt. Dass jede Krise, jedes Problem, jede Sucht und jede Schreibblockade keine Chance gegen die freundschaftlich-brüderliche Liebe hat. Regisseur Holger Haase fehlt nur das Gespür, diese Szenen auch nachhaltig zu inszenieren. Er labt sich lieber an den Oberflächlichkeiten und versucht sein sinkendes Schiff mit Witzen über Wasser zu halten, während wir als Zuschauer nur Zeuge vom Untergang sind.
Welchen Anspruch Männertag nun ursprünglich an seine Zuschauer hatte wird für immer ein Geheimnis bleiben, ebenso warum das Endergebnis ein komplettes Durcheinander ist. Spaß hat man hier nur selten und wird am Ende mit einem ratlosen Schulterzucken den Fernseher ausmachen. Denn sind wir mal ehrlich. Hat Männertag sein Potenzial überhaupt verschwendet oder hatte er jemals Potenzial? Denn sowohl formal als auch narrativ sehen wir eigentlich erneut nur eine x-beliebige Komödie nach klassischem Muster, die versucht für ekelhaften Witzen zu unterhalten, nur um dann letztendlich die Dramakeule auszupacken. Was auch immer das war, jede alkoholfreie Party an Herrentag ist atmosphärischer und lustiger als dieser Klamauk.
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