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Million Dollar Baby

von Sean Theumer

Clint Eastwood-Retrospektive #25

Mit „Erbarmungslos“ konnte Clint Eastwood seine beiden Goldjungen für den Besten Film und Besten Regie mit nach Hause nehmen. Für seinen grandiosen Thriller „Mystic River“ bliebt ihm das leider, trotz Nominierungen, verwehrt. Diese Beiden bekam er jedoch direkt ein Jahr später mit Million Dollar Baby erneut. Um diesen Film besprechen zu können, müssen wir leider auf den Verlauf der Geschichte eingehen, die im letzten Drittel eine komplette Kehrtwende macht. Es sei deshalb empfohlen, diese Rezension erst zu lesen, wenn man den Film bereits gesehen hat!

Eastwood setzt zu Beginn auf alle Konventionen des Sportfilms, wie sie beispielsweise von Rocky geprägt wurden. Eine ehrgeizige Frau, die sich ihr ganzes Leben durchschlagen musste, die angeknabberten Rippchen von ihrer Arbeit klaut, um abends etwas essen zu können, möchte durch ihre Liebe zum Boxsport eine unschlagbare Kämpferin werden. Maggie trainiert im Studio von Frank, einem alten Hasen im Geschäft, der aus Prinzip keine Frauen trainiert. Aus dieser narrativen Routine ergeben sich Szenen, die für wenig Überraschungen sorgen werden, kennt man sie schließlich aus etlichen Sportfilmen. Maggie beißt sich durch, Frank trainiert sie und bald hat sie ihre ersten kleinen Kämpfe. Dabei hat Million Dollar Baby so ziemlich die besten Kampfszenen des Genres. Realistisch choreografiert, fokussiert auf Taktik und Methodik und mit erschütternden Härte, die in einigen heftigen Szenen gipfelt. Soweit so generisch, doch Eastwood bezieht sich immer wieder auf die Charaktere und thematisiert Familie mit dramatischen Zügen. Der alte Mann, der seiner Tochter keine Briefe mehr schreibt, die Boxerin die in ihm eine Art Vaterfigur sieht und vom Rest ihrer Familie verspottet wird, für das was sie tut. Und doch finden beide eine tiefere Verbindung wieder, die nicht nur ihre aktuelle Situation erhellt, sondern auch ein Fundament für die Ewigkeit bildet.

 

War Dramatik nicht ohnehin schon omnipräsent, verschreibt sich die letzte halbe Stunde komplett dem Pessimismus. Maggie wird von ihrer Kontrahenten trotz Beendigung des Kampfes geschlagen und fällt mit ihrem Hals auf den Boxschemel. Fortan ist sie vom Halse abwärts gelähmt und ist gefesselt an ein Krankenbett. Aus dem konventionell angesiedelten Sportfilm wird ein bewegendes Drama, dass sinnbildlich keinen einzigen Lichtstrahlen mehr zuässt und bei Zuschauern mit schwachem Herzen für ordentliche Tränen sorgen wird. Es ist brutal, dass die eigentlich ehrgeizige Maggie mit ihrem Erfolg keine lange Zeit verbringen konnte, dass sich das etliche Abtauchen in die unfaire Scheiße die sich Leben nennt, nur für eine kurze Phase gelohnt hat. Doch genau so gemein spielt das Leben manchmal und wir werden Zeuge, wie sich jeder Lebenswille langsam entfernt. Schade ist es jedoch, dass Inszenierung mit so vielen Tiefschlägen Kerben in unsere Herzen schlagen will, dass wir entweder nicht aufnahmefähig sind oder bereits leicht ermüdet von dieser Tragik. So wird direkt zum Ende die Sterbehilfe thematisiert, jedoch ohne kritischen Diskurs damit, was wohlmöglich auch zu einigen negativen Stimmen führte.

Million Dollar Baby ist ein Film, den man am besten selbst wahrnehmen sollte und bei dem es beinahe unmöglich ist eine objektive Einschätzung zu verfassen. Clint Eastwood ist eine ausgezeichnete Mischung aus intensiven Sportfilm und bewegendem Drama gelungen, das im Finale mehr als unfair wird und für einige gebrochene Herzen sorgt. Dabei lebt dieser Film jedoch ebenfalls von seinen Darstellern, denn ohne den griesgrämigen Clint Eastwood und der furios aufspielenden Hillary Swank, wäre diese Beziehung ordentlich flöten gegangen.

Million Dollar Baby DVD

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