Moloch

von Sean Theumer

Moloch, eine Opfergabe aus der eine Gottheit entsprungen ist laut Volkssagen. In den 31 Days of Fright geht es heute um den niederländischen Folk Horror Film von Nico van den Brink, der auch in diesem Jahr auf dem Fantasy Filmfest lief und ebenfalls wie Watcher bereits im amerikanischen Abonnement von Shudder abrufbar ist. Der Folk Horror ist ein interessantes Subgenre, denn auch wenn Klassiker wie The Wicker Man auch heute noch schaurig schöne Schauergeschichten sind, sind es auch die wenigen Vertreter aus den letzten Jahren, die wissen wie sie Angst einjagen. Ob ein Robert Eggers mit The VVitch die Angst durch Bräuche und Mythen in sozialer Isolation zeigte oder Ari Aster mit Midsommar die Verführbarkeit einer jungen Frau durch eine Sekte darlegte, die Möglichkeiten sind grenzenlos.

Moloch ist dabei jedoch weniger symbolisch als die beiden genannten Beispiele, er ist sogar für den Durchschnittszuschauer guckbar. Es beginnt im 1991 mit einer Rückblende, in der die kleine Betriek im Kleiderschrank spielt und von oben plötzliches Gepolter und Geschrei hört. Kurz danach tropft Blut durch den Boden. Es ist die Nacht in der ihre Mutter gewaltsam umgebracht wird. 30 Jahre später ist sie selbst Mutter einer Tochter, ihr Vater ist immer noch vom Tod seiner Frau besessen. In der Nähe ihres Hauses wird bei archäologischen Ausgrabungen plötzlich eine alte Frauenleiche gefunden und plötzlich häufen sich merkwürdige Ereignisse, die nicht zuletzt darin gipfeln, dass auch Betriek nachts plötzlich in ihrem Haus von einem Fremden versucht wird zu töten. Alles Zufall oder doch eine übernatürliche Präsenz?

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Bevor ihr jetzt Angst bekommt, dass ich euch die gesamte Handlung von Moloch verraten habe, dann seid euch bewusst, dass alles oben genannte bereits innerhalb der ersten 25 Minuten passiert. Das liegt nicht daran, dass hier ein unmenschliches Tempo an den Tag gelegt wird, nein im Gegenteil. Auch Moloch ist ein eher ruhigerer Vertretet der sich jedoch mit modernen Stilmitteln schmückt. Das heißt in diesem Falle, dass er statt metaphorischer Symbolik und Analogien hier eher konventioneller agiert. Es geht nicht darum das Mysterium zu entschlüsseln, sondern viel mehr es atmosphärisch darzustellen. Dafür nutzt er in der ersten Hälfte jedoch unnötig viele Jumpscares, die teilweise so inflationär innerhalb kurzer Zeit genutzt werden, dass es nervt.

Keine Ahnung wieso sich Nico van den Drink gerade bei der versuchten Mordszene so in lauten Tönen verrennt, doch Moloch ist alles andere als eine schnell vergessene Geisterbahn. Das Problem liegt jedoch daran, dass hier bis zur 55 Minuten eigentlich gar nicht viel passiert und sich die Narration sogar auch noch Zeit nimmt eine Liebesgeschichte zwischen Betriek und dem leitenden Expediteur Jonas. Das verschleppt die Handlung etwas zu sehr und bläht den Film unnötiger auf, als man bei 99 Minuten Laufzeit erwartet. Stark wird Moloch dann jedoch in seiner letzten Stunde. Genau da wo er die nebeligen Moore und knackenden Wälder zu einem unheimlichen Spannungsfilm inszeniert.

Dazu gesellt sich ein interessantes Creature-Design und tolle praktische Effekte, die am Ende natürlich noch mit einem Twist ausformuliert werden. Der kommt jedoch nicht dem mit dem Holzhammer, sondern fügt sich dann stilistisch doch eher in den Grundtonus des Films. Im Kern steckt hier nämlich ein Drama einer gebrochenen Familie, die eine lokale Legende heimgesucht zu haben scheint und sich über Generation scheinbar das holen will, was jedem Mitglied am liebsten ist. Wer also Horror mit zwischenmenschlichen Tönen mag und dennoch nicht vor Blut und Jumpscares zurückschreckt findet mit Moloch einen toll gefilmten spannenden Beitrag zum immer wieder auflebenden Euro Horror. Lasst euch nur nicht von den Zitaten „Midsommar im Nebel“ oder Vergleichen von Moloch zu Hereditary oder The Witch in euren Erwartungen manipulieren. An diese Intensität und Tiefe kommt Nico van den Brinks Film nämlich nicht.

Erhältlich ab dem 21.10.2022 auf DVD und Blu-ray

Moloch Poster

Regie: Nico van den Brink 
Drehbuch: Nico van den Brink, Daan Bakker
Darsteller: Sallie Harmsen, Anneke Blok, Markoesa Hamer, Alexandre Willaume
Score Composer: Ella van der Woude
Cinematographer: Emo Weemhoff
Altersfreigabe: 16
Lauflänge: 99 Minuten
Erscheinungsjahr: 2022
Budget: Unbekannt
Box-Office: 558.000$

Die Bildrechte obliegen dem Verleih ©Capelight

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