Moonlight hat in diesem Jahr den Oscar für den besten Film bekommen. Zwar erst nach einigen Komplikationen, doch das Drama konnte sich gegen das quietschbunte Musical „La La Land“ durchsetzen. Und es bleibt nichts weiteres zu sagen, außer, dass Moonlight diesen Preis völlig zurecht bekommen hat.
Millieustudie und Homosexuellendrama. Klingt zuerst nach kalkuliertem Oscar-Verschnitt, doch dauert es nur wenige Minuten bis sich die Authentizität von Barry Jenkins Werk offenbart. In drei Kapiteln sehen wir Ausschnitte aus dem Leben von Chiron. Seine Mutter ist drogenabhängig, seine Sexualität am gleichen Geschlecht orientiert, er wird gehänselt und versucht sich durch das Leben zu schlagen. Moonlight ist ein geerdetes Werk voll leiser Schönheit, die sich in den lebensechten und berührenden Dialogen, den überragenden Darstellern und der umwerfenden Fotografie ausdrückt.
Wir werden mit Chiron erwachsen, begleiten ihn als unsichtbaren Betrachter durch die wichtigsten Stationen seiner Zukunftsbestimmung, leiden, fühlen und lieben mit ihm. Es ist ein Film mit dem wir uns identifizieren können, in dem wir ungehemmt mitfühlen dürfen. Anders als beispielsweise 12 Years a Slave versucht Jenkins nicht uns zu manipulieren. Chrion lernt schwimmen mit Juan, er hat seinen ersten Kuss am Strand in einer mondstarken Nacht, trifft im Erwachsenenalter auf seiner Mutter die ihm sagt, dass er sich nicht lieben muss für das, was sie ihm in seiner Kindheit oder besucht seine alte Liebe im Finalakt in einem urigen Diner.
Genau in den Momenten, wenn Moonlight das Leben in seiner Schönheit darstellt und Sonnen- und Schattenseiten sich vereinen, versprüht dieses Drama poetische Magie, mal mit Euphorie und Endorphinen, mal mit einem dicken fetten Kloß im Hals. Man steigert sich in Superlative, wenn man versucht diesen Film zu erfassen. Das Leben ist manchmal dreckig, düster, unfair, von Zweifeln geplagt und einsam, doch ist es gleichzeitig der größte Besitz den wir haben. Und es ist so, wie es Kevin letztendlich im Diner auf den Punkt bringt.
Man arbeitet sich 40-50 Stunden pro Woche den Arsch ab, verdient vielleicht gerade so viel Geld, dass man in einer Bruchbude hausen kann und gerade so Geld für die schicken Schuhe hat die man tragen will. Doch genau dann ist man frei von Sorge, da man seinen Platz in der Welt gefunden hat. In diesem Jahr wird man keinen intimeren Film finden, als diesen. Moonlight ist Magie, ein berührendes Drama, das jeden Preis der Welt verdient hat.
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