Clint Eastwood-Retrospektive #26
Die Geschichte von der Schlacht um Iwo Jima erreichte insbesondere durch die legändere Fotografie des Hissens der amerikanischen Flagge auf der Bergspitze große Popularität. In „Flags of our Fathers“ präsentiert uns Clint Eastwood die Geschehnisse im Zweiten Weltkrieg um den Konflikt bei Iwo Jima aus Sicht der amerikanischen Truppen.
„Flags of our Fathers“ ist ein interessanter Film, insbesondere natürlich durch die Bindung zu seinem Gegenstück, „Letters from Iwo Jima“, der dieselben Ereignisse aus Sicht der Japaner erzählt. Doch in der heutigen Review befassen wir uns zunächst einmal nur mit „Flags of our Fathers“ als einzelnen Film, ehe dann in der morgigen Besprechung auch auf die Parallelen und Besonderheiten bei einem Vergleich beider Werke verwiesen wird.
In dem ersteren der beiden Filme erzählt Regisseur Clint Eastwood die Geschichte um eine Gruppe von jungen Soldaten, die durch die Schlacht von Iwo Jima und das Foto des Hissens der Flagge in Amerika als Propagandainstrument benutzt werden. Das ist die offizielle Geschichte, doch die Wahrheit ist eine andere. Die Männer, die auf dem Foto abgebildet sind, waren nicht die ursprünglichen Helden der Schlacht. Sie sind lediglich Akteure, die bei einer späteren Propagandaaktion unfreiwillig mitwirken. Denn wieder zu Hause in Amerika angekommen, werden sie als Helden von Iwo Jima gefeiert, und auf diverse Propagandaveranstaltungen entsandt. Das Unwohlsein, das in diesen Männern zweifelsohne vorhanden ist, wird immer deutlicher.
Und genau hier hat „Flags of our Fathers“ seine Stärken. Er stellt auf sehr intensive Art dar, wie die Soldaten in ihrem Land gegen ihren Willen zu Helden instrumentalisiert, wie aus einfachen Männern wahre Götter erschaffen werden. Oder, um es mit den Worten von Clint Eastwood auszudrücken: „‚Flags‘ entlarvt das gemachte Heldentum – wie man Leute zu Helden erklärt, die selbst finden, dass sie sich nur verteidigt haben.“
Doch „Flags of our Fathers“ hat insbesondere im inszenatorischen Bereich deutliche Defizite aufzuweisen. Die Bilder bei Iwo Jima wirken so blass und unreal, so fern und unberührend wie in einem schlechtanimierten Actionfilm. Die Schlacht wirkt aufgrund der eastwood’schen Optik, in die der Großteil seiner Filme getaucht wurde, staubtrocken und zugleich zu sehr geschönt, dass es den Bildern gänzlich an Überzeugungskraft fehlt. Es gelingt Eastwood nicht, Atmosphäre und Realismus in einer Szenerie unterzubringen.
„Flags of our Fathers“ ist dennoch ein wirklich gelungener Film, insbesondere aufgrund der Intention und derer intensiver Vermittlung. Positiv anzumerken sei auch noch, dass dieser Film doch verblüffend unpatriotisch geraten ist, gerade das ist auch eine seiner Stärken. Inszenatorisch überzeugt das Ganze dann leider weniger, aber es ändert nichts daran, dass man „Flags of our Fathers“ ansehen sollte. Allein schon deshalb, weil ohne ihn das Gegenstück „Letters from Iwo Jima“ in seiner Wirkung nur halb so intensiv ist!