Clint Eastwood-Retrospektive #4
Im Trend der Spionagefilme während der 60er- und 70er-Jahre fand auch Clint Eastwood seinen Platz. Mit internationalen Schauspielern und Drehorten ist sein Agenten-Thriller Im Auftrag des Drachen verdächtig nahe am Stil der britischen James Bond-Reihe.
Nachdem sich Eastwood dem Film als Regisseur schrittweise zum Erfolg näherte, ist sein viertes Werk der nötige Sprung gewesen. Auf analytische Inszenierungen hinsichtlich des Inhaltes konnte er durchweg verzichten. Hier sind es Erfahrungswerte für das Massenkino und für Bilder im Blockbusterformat. Abwechslungsreich ist es nach seinem Independentfilm Begegnung am Vormittag zusätzlich.
Wieder einmal konnte er es nicht lassen und schlüpfte in die Rolle des frauenvernaschenden Supermannes mit makelloser Männlichkeit und eiserner Miene. Dass dies eine unbestreitbare Parallele zu James Bond ist, stellt eher einen Zufall dar. Schließlich verkörperte Eastwood diesen Stereotypen bereits unzählige Male davor. Was jedoch nicht bestreitbar ist, sind die narrativen Ähnlichkeiten zur Agenten-Reihe von Ian Fleming. So erinnert die Vielfalt der verschiedenen Handlungsorte und die Konsultation zwischen Auftragsgeber und -nehmer deutlich zu stark an Geschichten des Doppelnull-Agenten. Glücklicherweise ist das kein Hindernis für die kontinuierliche Unterhaltung des Filmes.
Die Hinführung zum platzeinnehmenden Finale ist ein solides Mittelmaß des Unterhaltungskinos. Ist das Geschehen aber erst bei den schweizerischen Alpen angelangt, bekommt man es mit beeindruckender Spannung zu tun. Höhenschwindel und mitmenschliches Misstrauen prägen diesen zündenden Part mit der Gewissheit, dass viele Szenen tatsächlich über unvorstellbaren Abhängen gedreht wurden. Dort macht sich Eastwoods Händchen für schweißtreibende Actionszenen unglaublich bemerkbar. Dass dieses Finale sogar einen wesentlichen Einfluss auf den Bergsteiger-Thriller Cliffhanger hatte, ist stark anzunehmen.
Im Ausklang des Filmes, der unmittelbare Übergang zum Abspann, platziert Eastwood einen Moment der Offenheit – inhaltlich, als auch formal. Mit diesem selbstsicheren Moment schafft er die volle Wirkung an Intensität, wie sie ihm nur möglich war. Von dort ist klar, dass es sich bei dem Regisseur zweifellos um Clint Eastwood handelt, der, wahrscheinlich unwissend, genau dort seinen Grundstil gefunden hat. Retroperspektiv gibt es daran keinen Zweifel.
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