Clint Eastwood-Retrospektive #30
Seit seinem Debütfilm gelingt es Clint Eastwood gesellschaftliche, politische oder ideologische Probleme und Konflikte aufzuweisen. Erst mit seinem dreißigstem Spielfilm Invictus – Unbezwungen schafft er es sogar aussagekräftige Lösungen zu repräsentieren. Zur Vorführung dient dabei das gespaltene Südafrika im Jahr 1995, zu dessen Zeit ein Großteil der weißen Bevölkerungsgruppe im Präsidenten Nelson Mandela eine Gefahr für ihren Wohlstand sah.
Fern von jeder Bedrücktheit erzählt Eastwood erstmals von der Kraft des Optimismus. Dabei glückt es ihm wieder, egozentrische Meinungen dritter Personen in nüchterner Form wiederzugeben. Doch statt die Drastik von Vorurteilen und Rassismus darzustellen, demonstriert Eastwood greifbare Möglichkeiten für ein harmonisches Miteinander. Dies ist eine klar debütierende Geste des Altmeisters, der eine solche, durchweg positive Erzählform bislang nur in Auszügen (Begegnung am Vormittag, A Perfect World) umgesetzt hat.
Gleich zu Beginn wird die unmissverständliche Gesellschaftslage des einst kolonialisierten Landes vorgeführt, wo die Nationalmannschaft des Rugbys auf hochwertig gepflegtem Rasen trainiert, während auf der anderen Straßenseite einige Kinder zwischen Steinen und Sträuchern Fußball spielen. Beide Gruppen sind sie unabhängig voneinander beschäftigt, bis Mandela über die Straße an ihnen vorbei fährt und ihre Aufmerksamkeit gewinnt. Diese wundervolle Illustration zeigt die Hauptthematik des Filmes, der zudem ein gefiltertes Augenmerk auf den Kern seiner Geschichte legt.
Im Grunde genommen erzählt Eastwood über die positive Nutzung eines Mediums und wie es instrumentalisiert werden kann. So ist der Sport das Medium und Kommunikationsmittel Mandelas gewesen, um sein Land friedlich zu vereinen. Gleichermaßen ist es der Film selbst, der sowohl die Fähigkeit des Sports erklärt, als auch die gesellschaftspolitischen Kriterien durch seine Art des Mediums wiedergibt. Darum ist Invictus ebenso eine Liebeserklärung zum Sport, der auf großartige Weise Menschen verbindet. Wichtig ist es trotzdem, eine hohe Menge an Ruhe für den Film mitzubringen, da der Erzählfluss wieder einmal durchaus gelassen ist. Doch das sollte nach dem dreißigsten Teil unserer Eastwood-Retro keine Überraschung mehr sein.
Es ist unfassbar, dass immer noch eine solche Entwicklung bei Eastwood zu sehen ist. Das Schauspiel seiner beiden Hauptdarsteller, ebenso wie der magische Soundtrack, ergänzen die ohnehin unantastbare Atmosphäre von Invictus. Zudem rührt Eastwoods herzlicher Aufruf zur Menschlichkeit beinahe die Tränen. Seine kraftvolle Visualisierung dieser Geschichte wird schließlich nie an Aktualität verlieren: Wir werden uns immer die Flecken der Erde teilen müssen.
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