Komödienregisseur Adam McKay öffnet sich der Weltwirtschaftskrise und inszenierte die höchstkomplizierten Problematiken mit einem hochwertigen Cast. Wird dieses Potenzial produktiv genutzt und ausgeschöpft?
Im Jahr 2005 entdeckt der Hedgefonds-Manager Michael Burry (Christian Bale) eine steigende Blase im Immobilienmarkt, welche einen unvorstellbaren Gewinn ausschlagen könnte. Zeitgleich bekommen zwei Gruppen von Bankiers ebenfalls Wind davon und planen, wie Burry, den Immobilienmarkt mit Shorts zu crashen. Sie ahnen jedoch noch nicht, dass sie damit die drastischste Wirtschaftskrise bis dato heraufbeschwören.
Nach einigen nennenswerten Komödien wie „Anchorman“ oder „Die etwas anderen Cops“ widmet sich Adam McKay der Finanzwelt. Es ist überraschend, wie anspruchsvoll McKay ein solch umfangreiches und fachsimpelndes Thema behandelt, zumal er ebenfalls an dem Drehbuch beteiligt war. Denn was „The Wolf of Wall Street“ nur in Stücken zentriert, ist bei „The Big Short“ durchgängiges Programm. All die Fachbegriffe und spezifischen Aspekte der Branche werden mit einem rasenden Schnitttempo und genialen Cameo-Auftritten dem unerfahrenen Zuschauer knackig und zugänglich nähergebracht. Allgemein ist die Erzählung auf dampfenden Hochtouren, weshalb ein zwischenzeitiges Kopfqualmen nur eine Bestätigung an die eigene Aufmerksamkeit ist. Das fordert nicht nur den Zuschauer, es ist sogar ein wichtiger Bestandteil der Dramaturgie. Der steigende Aktien- und Hypothekenrausch steckt erschreckend an und lässt die Unaufhaltsamkeit des Prozesses förmlich spürbar machen. Die einleitenden Zitate zu Beginn der jeweiligen drei Abschnitte des Films intensivieren zusätzlich die bevorstehenden Geschehnisse, ganz besonders beim finalen Part. Dieser ist nach all der aufgekommenen Freude und dem kongenialen, bissigen Humor, welcher durchgängig überragend funktioniert, ein spürbarer Schlag in die Magengrube. Nicht nur die Schuld lastet den Protaginsten -ebenso wie dem Zuschauer- auf den Schultern, sondern schafft es regelrecht die Augen gegenüber dem moralisch verwerflichen, vorherrschenden System zu öffnen, um sich schließlich nachhaltig mit dem Thema zu beschäftigen. Das ist im Falle von „The Big Short“ nicht nur eine erhoffte Wirkung, sondern ein herausragend funktionierendes Ergebnis künstlerischer Hochwertigkeit, das auf das makellose Können McKays zurückzuführen ist.
„The Big Short“ ist nicht nur ein aufklärender Film über unsere zustande gekommene, aktuelle Wirtschaftslage, sondern ein ins Herz und Hirn zielendes Meisterwerk, das vor lauter künstlerischen Ideen übersprüht und beachtliche schauspielerische Leistungen vorzulegen hat. Eine solch nachhaltige Wirkung haben nur die wenigsten -und besten- Werke. Ein Film von überaus großer Wichtigkeit!
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