Über Wochen köderte Shudder mit der Ankündigung von Night of the Reaper, doch hat abseits davon wahrscheinlich kaum jemand von dem Horrorfilm gehört. Er ist einer dieser Filme, die kaum Wellen schlagen, aber in ihrer unauffälligen Präsenz etwas Verheißungsvolles tragen. Brandon Christensen, der schon mit Superhost ein Gespür für häuslichen Horror gezeigt hat, liefert hier einen Slasher ab, der sich bewusst in der Vergangenheit verankert, ohne sie bloß zu imitieren. Das Ergebnis ist kein großer Wurf, aber ein Film, der in seinen besten Momenten das nächtliche Flackern des 80er-Jahre-Horrors wieder aufleben lässt und zumindest nicht wie ein bloßer Nostalgie-Cashgrab wirkt.
Schon die ersten Minuten schaffen eine erstaunlich dichte Stimmung. Nebel, herbstliche Farben, das gedämpfte Licht alter Lampen – alles atmet Atmosphäre. Christensen versteht es, seine Kamera durch Räume gleiten zu lassen, in denen man das Gefühl hat, gleich könnte etwas im Schatten stehen. Die 80er-Jahre-Optik ist mehr als bloß Dekoration; sie wird hier zur eigenen Erzählstimme. Die Texturen, die Farben, selbst der Ton wirken, als hätte man den Film auf einem längst vergessenen VHS-Tape gefunden, irgendwo zwischen Halloween und The Prowler.
Doch so stimmungsvoll Night of the Reaper beginnt, so deutlich merkt man bald, dass die Geschichte selbst nicht denselben Sog entwickelt. Die Handlung – eine Babysitterin, ein maskierter Killer, ein Sheriff, der zu spät begreift, was vor sich geht – wirkt bekannt, zu bekannt vielleicht. Der Film möchte den Nostalgiecharme auskosten, verliert sich aber gelegentlich darin. Zwischen schönen Bildern und unheimlichen Momenten fehlt oft das erzählerische Momentum. Es gibt zu viele Szenen, die Atmosphäre atmen, aber zu wenig, die sie wirklich zuspitzen.
Trotzdem gelingt es Christensen immer wieder, das Publikum für einen Moment zu packen. Eine Sequenz, in der sich ein Flurlicht rhythmisch ein- und ausschaltet, während die Schatten jedes Mal näher rücken, gehört zu den stärksten des Films. Der „Reaper“ selbst ist keine übertriebene Slasherfigur, sondern eine stille, fast feierliche Präsenz – jemand, der nicht rennt, sondern schreitet. Diese Langsamkeit, dieses Vertrauen in Stille und Dunkelheit, verleiht der Figur Gewicht. Wenn dann die Gewalt kommt, ist sie umso wirkungsvoller. Zwei Szenen stechen dabei besonders hervor – roh, unbarmherzig, und in ihrer Direktheit fast schockierend in einem ansonsten eher klassischen Horrorfilm.
Empfehlenswert für Halloween weil: Night of the Reaper ist ein Film der Momente. Einer, der nicht durchgängig fesselt, aber seine Atmosphäre nie verliert. Ein Spätherbstfilm, den man bei ausgeschaltetem Licht schaut, um das Flimmern des Bildes und das Kratzen der Musik auf der Haut zu spüren. Kein neuer Klassiker, aber ein ehrliches Stück Genrehorror, das weiß, woher es kommt und worin seine Stärke liegt.


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