Mit No Way Out (schöner im englischen Original: „Only the Brave“) legt Joseph Kosinski, dessen beiden vorigen Werke „Tron: Legacy“ und „Oblivion“ sich über die Jahre zu rückblickend hochgeschätzten Vertretern des kommerziellen Kinos mauserten, nach vier Jahren einen neuen Film vor. Diesmal wagt sich Kosinski jedoch nicht an ambitioniertes Scifi-Worldbuilding, sondern verfilmt die wahre Geschichte der „Granite Mountain Hotshots“, einer Elite-Feuerwehrtruppe, die 2013 bei der Bekämpfung des Yarnell Hill Fires ein tragisches Schicksal ereilte. Also: Bereitmachen für die obligatorischen Texttafeln vor dem Abspann und jede Menge Heldenpathos. Aber lassen wir den Zynismus heute einmal beiseite – er ist hier wirklich nicht angebracht.
Denn auch wenn sich Kosinski solche pathetischen Momente ab und an nicht verkneifen kann und diese als Spitzen des Fremdschams aus No Way Out hervorragen, ist ihm mit seinem Film über einen „All American Man“ (Josh Brolin als Eric Marsh), der sich seinen Traum, Leiter einer Elitetruppe zu werden, erfüllen kann und jene Truppe väterlich zusammenhält, ein angenehm unaufgeregtes, sensibles Portrait von in Kameradschaft zusammenlaufenden Einzelschicksalen gelungen, das in seinen besten Momenten durchaus an das Kino eines Clint Eastwood erinnert. Denn auch wenn es der Titel suggeriert, handelt es sich bei No Way Out nicht um einen filmgewordenen, martialischen Überlebenskampf mit Thriller- und Actiondramaturgie. Vielmehr zeichnet Kosinski das Bild der Truppe vom Standpunkt zweier Figuren aus: Zum einen verfolgt er den bereits erwähnten Eric Marsh, zum anderen erzählt er die Geschichte des vom erneut brillierenden Miles Teller dargestellten Brendan McDonough, eines Ex-Junkies, der die Stelle in Marshs Truppe als Chance für einen neuen Anfang begreift. Dabei interessieren die Kämpfe gegen das Feuer das Narrativ weniger als der Prozess des Entstehens einer Gemeinschaft, das Zusammenwachsen des Teams und die persönlichen Probleme seiner beiden in einer dialektischen Beziehung zueinander stehenden Hauptfiguren – so wird das „Yarnell Hill Fire“ erst in der letzten halben Stunde zum Gegenstand des Films und wirkt so umso intensiver.
Mit gedrosseltem Tempo und ehrlichem Interesse widmet sich der Film den privaten Problemen beider Männer, stellt diese ihrem öffentlichen Image als amerikanische Helden kontrastierend gegenüber und erschafft so Szenen von der unvergleichlichen Melancholie und elegischen Tragik, wie man sie eben nur aus Eastwoods Filmen kennt, die sich ebenso mit der dediziert amerikanischen Figur des Helden beschäftigen und zwischen tragischem Abgesang und empathischer Affirmation changieren. Sicher ist No Way Out ein Film, der bei jenen, die ihm mit falscher Erwartungshaltung begegnen, für Unverständnis sorgen wird; dass derart kontrolliertes und stilsicheres Erzählkino aber noch immer möglich ist, ist eine ziemlich gute Nachricht.
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