Wir hatten schon viele Klassiker bei den Frights, die ausschlaggebend für das gesamte Horrorgenre waren. Doch einen ganz besonderen, fundamentalen Film hatten wir noch nicht: Nosferatu – Eine Symphonie des Grauens von F. W. Murnau. Ein Stummfilmklassiker, der nicht nur unverzichtbar für den Horrorfilm war, sondern ebenfalls für die Wichtigkeit des deutschen Kinos.
Im Grunde genommen ist Nosferatu eine freie Adaption von Bram Stokers Schauerroman Dracula. Aufgrund von fehlenden Rechten jedoch wurden schon im Voraus die Namen geändert, womit der nachtaktive Schlossherr selbst zu Graf Orlok bzw. Nosferatu umbenannt wurde. Außerdem wird primär von der Pest (oder auch dem schwarzen Tod) berichtet, wie sie es nach Wisborg schaffte und viele Einwohner tötete. Das Schrecken kommt damit nicht nur auf fantasievolle, sondern ebenso auf realistische Art und Weise. Dass mit jenen zwei entgegengesetzten Drohungen gleichzeitig gespielt wird, zeichnet seine grundgelegte (und eben nicht nur grundlegende) Handschrift zum Horrorgenre aus.
Wer sich nicht an den Film herantraut, weil es sich um einen knapp 100 Jahre alten Stummfilm handelt, dem sei gesagt, dass die Sichtung bestimmt nicht so anstrengend ist, wie vermutet. Sicherlich werden einige Minuten benötigt, um sich an jenen Erzählstil zu gewöhnen. Doch besonders die stimmungsvollen, dezent gesetzten Texttafeln erweisen sich als überaus stützend statt störend. Somit braucht es garantiert keine Viertelstunde, ehe der Film überraschend gut unterhält, auch wenn vieles zutiefst kitschig ist. Aber das macht nicht so viel aus, denn Nosferatu funktioniert wie eine Zeitmaschine – und tatsächlich schätzt man jedes Bild, wie ein hautnaher Blick durch ein Schlüsselloch in längst vergangene Zeiten.
Murnau drehte, entgegengesetzt des expressionistischen Trends in Deutschland, viele Aufnahmen draußen, statt Studioaufnahmen zu machen. Das macht sich positiv bemerkbar durch den überwiegend naturalistischen Grund, der besonders unterstützend für die Glaubwürdigkeit der Pest im Laufe des Filmes wird. Doch ebenso die Landschaftsaufnahmen in den ersten zwei Akten dienen wunderbar für die Orientierung, während die Handlung zwischen Wisborg und Transsilvanien pendelt. Dass Außenaufnahmen zu einer solchen Tragweite des Filmes wurden, hat sich vermutlich erst 30 bis 40 Jahre später etabliert. Bei Nosferatu aber ist sie kein Mittel zu Zweck, sondern der atmosphärische Knotenpunkt und Ursprung des Schreckens. Führt man den Gedanken fort, ist der wahre Horror also jener, der natürlich ist und damit unausweichlich. Definierender könnte das Gerne damit nicht sein.
Selbstverständlich ist Nosferatu – Eine Symphonie des Grauens nicht mehr unheimlich, wenn er es denn jemals so sehr war. Doch seine schattenreichen Bilder und die Erscheinung von Nosferatu sind schlicht und ergreifend göttlich und haben ihre volle Daseinsberechtigung. Wer weiß, wie das Horrorgenre heute aussehen würde, wenn jener Klassiker als Pionier des visuellen Grusels nicht gewesen wäre. Und außerdem, was aus heutiger Sicht wohl am bemerkenswertesten ist, unterhält er seine gesamte Laufzeit über. Es leben die Schatten!
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