Wie drückt man seine Liebe zum Kino und zum großen Horrorgenre aus, wenn man als Budget gerade mal so viel zur Verfügung hat, dass es gerade so für das Monatsticket der Öffis reicht. Wie schafft man es mit seiner Liebeserklärung auch noch etwas komplett innovatives hinzuzufügen ohne dabei die Seele zu vergessen. Mit einer Sache die bereits im Titel One Cut of the Dead angedeutet wird und mittlerweile in gefühlt jeder zweiten Kinoproduktion vertreten ist? Einer schnittlosen Kamerafahrt?
Ja, so zu denken dürfte kein Fehler sein, denn gerne werden überteure Blockbuster mit Szenen versucht aufzublähen, die eine riesige Koordination vorgaukeln. Dass sich meist dutzende Schnitte in den flüssigen Montagen verstecken, fällt im schlimmsten Fall selbst dem normalen Kinogänger auf. Also was macht One Cut of the Dead denn so anders, dass es seinen kleinen Kultstatus rechtfertigt?
Nun ja im Grunde erstmal gar nichts. Gelinde gesagt, und das ist ein Appell, weil sicherlich viele Menschen diesen Film nicht länger als eine halbe Stunde gesehen haben. Ein kleines Filmteam will einen One Shot Zombiefilm drehen als plötzlich eine echte Zombieinvasion über das kleine Set zusammenbricht. Am Anfang erwähnt besitzt nicht nur der Film im Film kein Budget, sondern auch das eigentlich Werk. Und das sieht natürlich dilettantisch aus weil das Make-Up urkomisch wirkt, die Effektmittel deutlich amateurhaft sind und selbst die echten Zombies einfach nicht authentisch wirken. Doch bitte lasst euch davon nicht abhalten am Geschehen zu bleiben.
Kurz vor der Mittelmarke bricht der Film seine eigene Wand und kreiert etwas magisches, das es so im Genre wirklich noch nie gegeben hat. Vielleicht habt ihr es bereits gelesen oder sogar gesehen, denn immerhin erschien One Cut of the Dead bereits vor über drei Jahren, doch diese Entwicklung will ich nicht spoilern. Aber welch Liebesbrief hier nicht nur für das Genre verfasst wird, sondern auch für das Indiekino und die Zusammenschlüsse aus kreativen Filmemachern ohne Budget ist einfach herzerwärmend.
Ohnehin ist das kleine Drehbuch weitaus cleverer als man vermuten und wenn dem Zuschauer seine Ablehnung nochmal ins Gesicht gehalten und sich der Aufwand selbst hinter dem zähen Beginn entpuppt, sitzt man nicht mit einem großen Lächeln vor dem Fernseher, sondern zollt der Crew gleichzeitig Respekt für diese aufwändige Umsetzung der simplen verspielten Idee. One Cut of the Dead ist kein Meta-Bollwerk oder ein extrem verkopfter Ausflug. Hier wird aus dem Minimum wirklich das Maximum herausgeholt und jeder sollte dieser Perle zumindest die Chance geben. Ein wirklich fantastischer Film.
Regie: Shin’ichirō Ueda
Drehbuch: Shin’ichirō Ueda
Darsteller: Takayuki Hamatsu, Mao, Harumi Syuhama, Yuzuki Akiyama, Kazuaki Nagaya
Score Composer: Nobohiro Suzuki
Cinematographer: Tsuyoshi Sone
Altersfreigabe: 16
Lauflänge: 97 Minuten
Erscheinungsjahr: 2017
Budget: 25.000$
Box-Office: 31.300.000$
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