Guillermo Del Toro brachte uns 2006 mit „Pans Labyrinth“ ein Fantasymärchen in die Kinos.
„Pans Labyrinth“ erzählt die Geschichte der kleinen Ofélia, die mit ihrer Mutter in der Zeit der militärischen Repression nach dem spanischen Bürgerkrieg zu ihrem Stiefvater, einem hochrangigen Offizier, aufs spanische Land hinauszieht. Doch dem Grauen, dem das kleine Mädchen angesichts der Gefechte ihres Stiefvaters mit verbliebenen Rebellen an diesem Ort erwartet, will Ofélia nicht beiwohnen, und so flieht sie in eine geheimnisvolle Fantasiewelt.
Guillermo Del Toro erzählt sein Märchen in einem sehr ruhigen, ja fast beruhigenden Tempo. Er führt dem Zuschauer Ofélia als seine Identifikationsfigur nahe, das sympathische Mädchen akzeptiert er binnen Sekunden. Tatsächlich verjüngen wir als Betrachter spürbar. Wir entdecken unsere kindliche Neugier und die Naivität wieder, den Drang, alles zu erforschen, irrational zu handeln. Es ist tatsächlich so, als verbinden Ofélia und den Zuschauer ein unsichtbares Band. Man weiß, welchen Schritt die Protagonistin als nächsten tun wird, weil man denselben macht. Und Ofélia und wir wollen beide dieser schrecklichen Welt aus menschlicher Gewalt und sinnlosem Tod entkommen.
So sucht das Mädchen Zuflucht in der sich ihr auftuenden Welt des Pans. Ofélia muss für den Pan drei Prüfungen bestehen, bei denen sie ihre eigenen Ängste und Zweifel überwinden soll, aber zugleich zeigen muss was für ein Wesen in ihr steckt. Del Toros unheimliche, mysteriöse und zugleich wahnsinnig schöne Darstellung der Fabelwesen in dieser Märchenwelt lässt dem Zuschauer den Mund offen stehen, die musikalische Untermalung das Herz höher schlagen. Man geht als Betrachter vollkommen auf in dieser anderen Welt. Emotional reißt „Pans Labyrinth“ den Zuschauer von der ersten Sekunde bis hin zum dramatischen, aber zugleich wundervollen Ende mit einer Gewalt und Intensität mit sich, die ihresgleichen sucht. Denn während man sich diesen Film ansieht, denkt man womöglich auch über sein eigenes Leben nach. Über die Dinge, die momentan nicht ganz so gut laufen, Dinge, die Sorge bereiten. Plötzlich verspürt man selbst nichts sehnlicher als den Wunsch, hinein in die Leinwand zu springen und Ofélia beizustehen, mit ihr zusammen eine wunderschöne, mysteriöse Reise durch die Unterwelt anzutreten, der eigenen Welt und den Problemen entkommen. Jeder kennt wohl das Gefühl, manchmal aus seinem eigenen Leben, seiner Welt entfliehen zu wollen, hinein in eine andere Welt. „Pans Labyrinth“ gestattet dem Zuschauer diesen Traum des Eskapismus, und wie Ofélia in die Welt des Pans, so werden wir als Betrachter in die Welt des kleinen Mädchens getragen. „Pans Labyrinth“ nimmt den Zuschauer mit auf eine Reise der Selbstfindung, und wenn die Tasten des Klaviers den Abspann einläuten, erwacht man aus einer gefühlten Trance, mit womöglich leicht feuchten Augen und beginnt, Hoffnung für all jenes zu schöpfen, wofür man sich zuvor nicht stark genug fühlte.
„Pans Labyrinth“ ist Guillermo Del Toros Meisterwerk. Ein Film von ungeheurer eskapistischer Kraft, der man sich, sofern man sich dem Film wirklich hingibt, nicht entziehen kann. Es gibt wenige Filme, die das Adjektiv „unbeschreiblich“ verdienen: „Pans Labyrinth“ ist einer davon. Er ist mehr als nur ein Film, es ist ein wundervolles Märchen über die Kraft der Liebe und die Unschuld eines Kindes, der zugleich dem Zuschauer auf intensive Art vermittelt, dass egal wie schlimm die Welt um uns herum für uns erscheinen mag, es gibt immer Hoffnung, es gibt immer Schönheit in der Welt. Wir müssen nur nach ihr suchen.
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