Es gibt Filme, die so dermaßen bescheuert sind, dass sie sich fast jeder herkömmlichen Bewertung entziehen – und Rabid Grannies gehört definitiv in diese Kategorie. Der belgische Splatterfilm von Emmanuel Kervyn, produziert von Troma ist ein groteskes, chaotisches Fest des schlechten Geschmacks – und genau deshalb funktioniert er erstaunlich gut.
Die Handlung ist so simpel wie komplett dämlich: Eine wohlhabende Familie versammelt sich auf einem alten Landsitz, um den Geburtstag zweier betagter Tanten zu feiern. Alles läuft wie erwartet: Man streitet, lästert und schielt auf das Erbe bis ein mysteriöses Paket auftaucht. Kurz darauf verwandeln sich die beiden harmlosen Omas in dämonische Monster, die einen blutigen Rachefeldzug gegen ihre geldgierigen Verwandten starten. Schon der Titel verspricht Trash pur, und Rabid Grannies liefert exakt das: tollwütige Tanten, extrem blutige Effekte, hysterisches Overacting und jede Menge makabren Humor.
Was den Film so charmant macht, ist seine völlige Unverblümtheit. Kervyn und sein Team wissen genau, was sie da drehen – ein Splatterfest, das sich weder für Logiklücken noch für billige Masken entschuldigt. Die Effekte, handgemacht und offensichtlich mit Mini-Budget umgesetzt, sind herrlich übertrieben: abgerissene Köpfe, platzende Körper, dämonische Zähne und schleimige Verwandlungsszenen, die irgendwo zwischen Evil Dead und Peter Jacksons Braindead liegen. Gerade diese handwerkliche Naivität verleiht dem Film seinen Reiz – alles wirkt improvisiert, aber mit echter Leidenschaft gemacht. Und mit rasendem Tempo, sobald man den holprigen Start überstanden hat.

Natürlich hat der Film seine Schwächen – und zwar viele. Das Pacing schwankt gerade zu Beginn. Da ziehen sich einige Szenen unnötig, und die englische Synchronisation ist stellenweise so schlecht, dass sie unfreiwillig komisch wirkt. Troma halt. Doch genau diese Schwächen gehören hier fast schon zum Konzept. Es ist Trash mit Herz, ein Relikt aus einer Zeit, in der Splatter noch handgemacht, albern und ein bisschen anarchisch war. Wer Rabid Grannies mit den falschen Erwartungen sieht, wird ihn hassen. Wer ihn jedoch als das nimmt, was er ist – eine wilde, blutige Horrorkomödie mit absurdem Charme wird großen Spaß haben. Für Fans von Evil Dead, Re-Animator oder Troma-Kultfilmen ist er fast Pflichtprogramm.
Empfehlenswert für Halloween weil: Rabid Grannies ist grotesk, laut, blutig und urkomisch – ein liebevoller Trash-Albtraum aus den späten 80ern, der gerade wegen seiner Unvollkommenheit glänzt. Ein kleiner, schmutziger Klassiker des europäischen Splatterkinos der mit einer Kiste Bier spätestens nach der dritten Flasche abgeht wie eine Tüte Mücken.


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