Logische Charakterentwicklung sucht man bei John Rambo vergebens. Ursprünglich ein Vietnam-Veteran mit Kriegstrauma, wurde ab Teil 2 eine amerikanische Killermaschine die wieder Freude am sadistischen Töten gefunden hat. Es ging sogar so weit, dass er einen Volksgenozid mit einem Militärgenozid an einem stationären MG gerächt hat. In John Rambo verstand es Stallone auf dem Regiestuhl allerdings aufwühlende Bilder mit befriedigenden Gewaltakten zu verbinden und ein Gore-Finale für die Ewigkeit zu schaffen. Eigentlich wanderte er am Ende des Filmes die Zufahrtsstraße seiner Ranch entlang mit der Klarheit alles hinter sich zu lassen. Wurde jedoch nichts, denn es heißt nun, knapp 11 Jahre später, Rambo: Last Blood.
Wenn es ewig für eine Fortsetzung braucht, brodelt ein Unbehagen im Kopf des Zuschauers. Diese Entwicklungzeit tut dem Film allerdings überhaupt nicht gut. Allein der Anfang lässt Zweifel aufkommen, dass das Endprodukt hier eine kreativen Linie des Regisseurs folgt. Ein Sturm sperrt junge Wanderer auf einem Berg ein. Die Polizei ist beinahe machtlos bis plötzlich John adrett auf einem hohen Ross durch Felsen peitscht um den Leuten das Leben zu retten. Beinahe 10 Minuten hält sich Rambo: Last Blood an dieser Aktion auf ohne danach auch nur ein Mal darauf zurückzukommen. Stattdessen bremst er sich so direkt zu Beginn aus und lässt keinen Zugang zum Geschehen zu.
Danach geht es erstmal ruhig zu. Auf der Ranch ist ein ruheständiges Leben eingekehrt. Rambo kümmert sich um die Pferde, hat die Waffen abgelegt und genießt seine Existenz in beinahe pazifistischer Natur. Bis sich die Tochter seiner mexikanischen Haushälterin dazu entschließt in Mexiko nach ihrem Vater zu suchen. Bis dieser Fall eintritt ist Rambo: Last Blood mit verlogener Gefühlsduselei beschäftigt um eine emotionale Basis für die eigentliche Konfrontation zu schaffen. In Mexiko geht natürlich alles schief, weil die Freundin in klischeehaftester Gang Manier durch die Gegend läuft und sie an einen Menschenhändlerring verkauft.
Dort wird sie natürlich aufs übelste misshandelt, mit Drogen vollgepumpt und vergewaltigt. Diese fiesen unmenschlichen Mexikaner. Und was haben wir bereits in Teil 4 gelernt? Da hilft nur ein Genozid. Bis Rambo dann endlich mal in die Gänge kommt ist fast eine Stunde vergangen. Aus dem Nichts bricht er in einem Auto die Rippe eines bösen Buben mit der Hand aus dem Körper. Und da kommen wir zu einem weiteren Problem. Fans wollen zerfetze Körper sehen und das bekommen sie hier auch. Rambo: Last Blood ist viehisch brutal, geht mit so einer sadistischen Laune an die Meuchelei, dass man sich hier fragen darf wieso das eigentlich passiert.
Bevor nämlich in Kevin allein zu Haus Manier fallen auf dem gesamten Grundstück aufgestellt werden, ist die Grundstimmung so verlogen auf Zärtlichkeit getrimmt, dass der Ausbruch der Gewalt nur noch wie Fan-Service wirkt. Aber selbst das dürfte keinen aus dem Hocker hauen. Nachdem das gesamte Budget für eine ansehnliche Explosion verbraucht wurde, werden im Dunkeln Gesichter gespalten, Füße abgesäbelt, Hälse durchstochen und Herzen herausgerissen. Das macht weder Spaß, noch sieht es gut aus.
Unmittelbar danach setzt auch schon der Abspann mit patriotischer Musik ein und alle sind glücklich. Böse Mexikaner gibt es dann nicht mehr. Nur stolze Amerikaner die die Familienehre wieder hergestellt haben. Wenn das im echten Leben nur alles so einfach wäre. Rambo: Last Blood ist ein riesige Enttäuschung. Er bleibt ein generischer Rachethriller auf C-Movie Niveau. Gorehounds sollten eher zu John Wick konvertieren.
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