Zum Start vom Musicalfilm La La Land präsentieren wir euch eine Handvoll Musikfilme, deren Sichtung es im Vertrauen Ihres Filmgeek-Teams wert ist. Als Vorreiter dient das Biopic über die Jazzlegende Ray Charles, wessen Rolle von Jamie Foxx übernommen und hierfür mit dem Oscar preisgekürt wurde.
Ein Biopic ist wohlmöglich kein künstlerisches Schaffen, wenn es die Person in ganzem Maße verherrlicht und reine Sympathie erzwingt. Die sicherere Vorgehensweise für dieses Genre wäre somit eine konsequente Wertungsfreiheit, um unstimmige Reaktionen und Identifikationen zu vermeiden. Ray erfüllt übliche Forderungen, die in einem Biopic gefragt sind, auf befriedigende Weise und lässt klar eine inhaltliche Verarbeitung der Person Ray Charles erkennen. Nicht nur sein beachtliches Selbstbewusstsein reflektiert sich in der Konsequenz der Inszenierung wieder, sondern auch die unmittelbare Bindung zwischen Künstler und Kunstwerk. Trotz dieser Konvention ragt das Drama neben all seines Gleichen heraus.
Die Inspiration und der finale Song sind jederzeit abhängig von den emotionalen Höhen, die sich in seine Karriere schleichen. Glücklicherweise verkommt die Selbstdarstellung nie zum Selbstzweck, was mit Ray Charles persönlich in der fungierenden Position als Produzent hätte befürchtet werden können. Tatsächlich jedoch ist die Geschichte eine tiefgreifende Sichtweise auf die Beziehung zwischen der Musik und dem Individuum – eben auch auf die Elektrisierung und Intimität von Musik. Für solch eine Thematik ist das emphatische Jazzgenre wahrhaftig treffend gewählt.
Ray besitzt eine tiefemotionale Ergreifbarkeit, was an der spürbaren Menschlichkeit des Filmes liegt. Besonders gemeint sind damit die rückblickenden Einblicke in Charles Kindheit. Eine regelrechte Wucht des Ergriffenseins wird in jenen Szenen entfaltet, die Regisseur Taylor Hackford mit einem hochwertigen Umgang der Dramatik balanciert. Vorweggenommen sei in diesem Zusammenhang die Szene der Entstehung seines berühmtesten Songs „Hit the Road Jack“, die dank ihrer zwei herausragenden Schauspieler (Regina King!), ihrer Intensität und eines bahnbrechend-impulsiven Filmschnitts der absolute Höhepunkt ist. Die anschließend konstante Qualität hält jedoch nicht bis zum Ende – denn dort stiegen die Emotionen der Macher wegen des plötzlichen Todes von Ray Charles bemerkbar in die Höhe: Der filmische Ausklang ist geschmückt mit schwerfälligen Ehrungen zum Künstler, wodurch sich die Inhalte des Biopics zwar im geringem Maße, dennoch auf bedauerliche Weise verflachen. Der mitreißende Flair ist dennoch unbestreitbar.
Ist die Begeisterung zur Musik nach La La Land zu groß, sei einem wärmsten das inspirierende Drama Ray empfohlen. Auch wenn die letzte Minute die Wertung ein wenig herunterstuft, so handelt es sich trotzdem um eine wirkungsvolle Lebenserzählung der einflussreichen und stilprägenden Jazzikone.
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